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Kinhöfer im Interview
„Der Schiedsrichter ist das schwächste Glied“

Interview: Kinhöfer über Gerechtigkeit
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Pfiffe, Bedrohungen und ständige Kritik – der Job als Schiedsrichter erscheint nicht besonders attraktiv. „Ist er aber doch“, betont Thorsten Kinhöfer.

Macht es trotz der teilweisen Gewalt gegen Schiedsrichter noch Spaß?

Wenn es Gewalt gegenüber Schiedsrichtern gibt, dann passiert sie fast ausschließlich an der Basis. Man kann gar nicht häufig genug den Hut vor diesen Schiedsrichtern ziehen. Für mich sind diese Menschen Helden, die Woche für Woche in den Kreisligen für einen Hungerlohn dem Fußball dienen. Man darf sich nicht unterkriegen lassen.

Langer Atem Kinhöfer musste sich Stück für Stück bis auf die FIFA-Liste vorarbeiten. Da haben es jüngere Kollegen heute deutlich einfacher: „Die Förderung ist eine ganz andere als früher. Heute kann man mit 21 in der Zweiten Liga pfeifen. Für mich war es damals der schnellste Weg, mit 26 Jahren in die Amateur-Oberliga zu kommen.“

Sie hingegen kassieren ein beachtliches Salär, dafür stehen Sie unter ständiger Beobachtung.

Alle Menschen machen Fehler, aber wenn wir im bezahlten Fußball einen mache, sehen es Millionen Zuschauer. Als Schiedsrichter muss man daher eine geringere Fehlerquote als die Spieler haben. Ein Spieler, der ein Eigentor schießt, kann danach zwei Mal treffen und wird abgefeiert. Ich kann meine Fehler nicht wiedergutmachen.

Welche Rolle spielt die moderne Technik bei der Bewertung von Schiedsrichterleistungen?

Wenn eine Entscheidung richtig war, wird nach der Zeitlupe darüber hinweggegangen. Aber wenn sich dann nach der fünften Wiederholung etwas als falsch herausstellt, wird von einer glasklaren Fehlentscheidung gesprochen. Man braucht ein dickes Fell.

Als Gerechtigkeitsfanatiker muss Sie dieser Zustand nerven.

Das tut er, absolut.

Hatten Sie schon Nachteile durch Ihre Tätigkeit oder gab es Drohungen gegen Sie?

Einmal wurde es sehr eng mit Drohungen, aber das hat sich zum Glück relativiert. Und berufliche Nachteile hatte ich auch noch gar nicht.

Hat der Selbstmordversuch von Babak Rafati etwas an der Wahrnehmung der Schiedsrichter geändert?

Nein, überhaupt nichts. Die Betroffenheit hält 14 Tage an, dann wird wieder der nächste Schiedsrichter durchs Dorf getrieben. Aber so ist unsere Gesellschaft. Der Schiedsrichter ist das schwächste Glied in der Fußballkette. Das sieht man doch schon, wenn ein Spieler vor der Trainerbank gefoult wird. Der Trainer springt auf, schreit und geht entweder auf den vierten Offiziellen, den Assistenten oder den Schiedsrichter los. Er wird aber nie den gegnerischen Spieler anschreien.

Wird man zwangsläufig zum Zyniker, um sich mit diesem System zu arrangieren?

Man bekommt ein dickes Fell und man weiß, wie das System funktioniert.

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