Am Sonntag ist für 10 Uhr das nächste Training in Gelsenkirchen angesetzt. So wie sich Horst Heldt am Samstagaabend nach der 1:3 (1:2) -Blamage gegen den SC Freiburg äußerte, wird Huub Stevens dann nicht mehr in der Verantwortung fürs Team stehen.
"Warum die Mannschaft nach dem 1:1 aufgehört hat Fußball zu spielen, muss jetzt in Ruhe analysieren werden. Ich werde meine Gedanken sammeln und die dann sicher auch mit anderen Personen teilen", sagte Schalkes Manager.
Auf die Frage, ob Stevens noch am Dienstag beim DFB-Pokalachtelfinale gegen Mainz 05 an der Seitenlinie sitzen werde, vermied Heldt jegliches Bekenntnis zum Niederländer, den er erst vor knapp 15 Monaten als Nachfolger von Ralf Rangnick zurück nach Schalke geholt hatte.
Im Gegenteil, wenig deutet daraufhin, dass Heldt und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies gegenüber dem zuletzt merkwürdig leblos wirkenden Stevens noch einmal das Vertrauen aufbringen. So könnten am Sonntag vorerst die beiden Co-Trainer Markus Gisdol und Seppo Eichkorn die verunsicherte Mannschaft auf das wichtige Pokalmatch am Dienstag vorbereiten. Wird die Stabübergabe erfolgreich, dürfte das Duo, mit Gisdol in der führenden Rolle, bis zum Saisonende weitermachen.
Nach nur zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen rutschten die Königsblauen sogar aus den Europapokalrängen. "Wir haben unseren guten Start leichtfertig aus der Hand gegeben und hatten heute den Tiefpunkt. Wir sind durchgerreicht worden und hinken unseren eigenen Ansprüchen deutlich hinterher", sagte Heldt.
Die Breisgauer, die auswärts seit fünf Spielen ungeschlagen sind, überholten die Gelsenkirchener und schoben sich auf den fünften Platz.
Der Champions-League-Achtelfinalist ging durch ein Tor von Jefferson Farfán (20.) in Führung, lud dann allerdings die Gäste durch katastrophale Abwehrfehler zu Toren ein: Zunächst glich Jan Rosenthal völlig unbedrängt aus (26.). Dann nutzte Jonathan Schmid einen Aussetzer von Joel Matip, der über den Ball säbelte, zum Freiburger 2:1 (32.). Rosenthals zweiten Treffer leitete der eingewechselte Christoph Metzelder mit einem Fehlpass ein (61.). In der Schlussphase sah Rosenthal wegen wiederholten Foulspiels ebenso die Gelb-Rote Karte (81.) wie eine Minute später Schalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar.
Zu der sportlichen Krise gesellt sich ein Riss zwischen den Fans. Etwa 300 Ultras in der Nordkurve setzten wegen des beschlossenen Sicherheitskonzepts ihren Stimmungsboykott fort und und forderten in Richtung des Schalker Vorstands und Ligaverbands-Vize Peter Peters: "Peters raus!" Die deutliche Mehrzahl der Anhänger unterstützte hingegen die Mannschaft von Beginn an lautstark und reagierte mit Pfiffen und "Ultras raus!"-Rufen auf die Proteste.
In den letzten Wochen war es genau anders herum gewesen. Da hatte ein Teil des Publikums in der Arena mit Pfiffen gegen Spieler wie Lars Unnerstall oder Joel Matip für schlechte Stimmung auf den Tribünen gesorgt, währenddessen die "Ultras" und "Supporters" die Mannschaft bedingungslos angefeuert hatte.
Durch den sich anbahnenden Rauswurf des von den S04-Fans zum Jahrhunderttrainer gewählten Stevens gerät der Zoff an der Basis zwar ein wenig in den Hintergrund. Das Spannungsfeld zwischen organisierten Fans und den alteingesessenen Schalkern in der Arena aber wird sich wohl auch nach einem Wechsel auf dem Trainerstuhl nicht so schnell abbauen.