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Norbert Meier
Ein "Wahnsinniger" auf der Kellertreppe

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Norbert Meier: Ein "Wahnsinniger" auf der Kellertreppe
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Zum Lachen, sagt Düsseldorfs Coach Norbert Meier, gehe er nicht mehr in den Keller. "Inzwischen befinde ich mich schon in der Mitte der Kellertreppe."

Das war zwar nur ein Späßchen, eine gewitzte Anspielung auf sein in der Tat knöchernes Image. Doch die Aussage hat einen wahren Kern. Der einst so verkniffen wirkende Trainer des Fußball-Bundesligisten Fortuna Düsseldorf ist offener geworden, freundlich, weniger misstrauisch. Krumm sollte man ihm jedoch nicht kommen - ansonsten lernt man sein zweites Ich kennen.

Mit der Ruhe und Besonnenheit ist es dann nicht mehr weit her. Sarkastisch und beißend ironisch kann Norbert Meier dann auskeilen, sein Gesprächspartner sollte sich warm anziehen. Einem Reporter des Pay-TV-Senders Sky ging das letztens so: Er hatte einmal zu oft nach der vermeintlich destruktiven Taktik des Aufsteigers gefragt.

"Wir legen nur noch Wert auf Defensivarbeit "Ja, wir trainieren jetzt weniger, da wir nur in der eigenen Hälfte stehen", sagte Meier mit unveränderter Mimik, plötzlich im Angriffsmodus, "so sparen wir Kräfte. Wir legen nur noch Wert auf Defensivarbeit. Wir wollen gar nicht mehr nach vorne spielen!"

Das war für ein paar Sekunden wieder der alte Norbert Meier: lauernd, schnippisch, eine Falle geradezu erwartend. Wahrscheinlich hängt das mit dem dunkelsten Moment seiner Karriere zusammen, diesem Kopfstoß gegen den Kölner Albert Streit an der Seitenlinie 2005. Das war der Knick in seiner Trainerlaufbahn, ein Bruch, mit dem er leben muss. Und kann.

"Es war ohne Wenn und Aber die schwärzeste Stunde meines Fußballerlebens"

"Es war ohne Wenn und Aber die schwärzeste Stunde meines Fußballerlebens. Aber ich habe viel daraus gelernt", sagte Meier jüngst im Interview mit dem Fußball-Magazin 11Freunde, "mich selbst nicht mehr so wichtig zu nehmen, und dass es sich nicht lohnt, jeden Preis für den Sieg zu bezahlen."

Sein Job beim MSV Duisburg war futsch, Meier bekam ein dreimonatiges Berufsverbot. Seine Frau und seine Kinder wurden beleidigt. Doch Meier wollte nur eines: zurück in den Fußball, und zwar schnell.

"Ich muss kotzen. Von einem Tünnes zum nächsten" Nach seiner Zwangspause ging er 2006 zu Dynamo Dresden, wurde 2007 entlassen, am 1. Januar 2008 dann offiziell bei der Fortuna vorgestellt. Mit offenen Armen wurde er nicht empfangen. "Ich muss kotzen. Von einem Tünnes zum nächsten", schrieb damals einer der ersten Kommentatoren im Internet-Diskussionsforum des Vereins.

Doch Meier, der Nachfolger von Uwe Weidemann, hat längst alle überzeugt. Er ist keiner der Trainer, die ständig Sprüche raushauen, er ist akribisch, taktisch ausgefuchst, er überrascht regelmäßig mit unpopulären Personalentscheidungen. Düsseldorf ist so etwas wie der Ort seiner Wiedergeburt als Fußball-Trainer - deshalb fühlt er sich dort so wohl. "Einen Minderwertigkeitskomplex hat diese Stadt sicher nicht", sagt Norbert Meier nach viereinhalb Jahren augenzwinkernd. Das Wort "Wahnsinn" passe ganz gut, im positiven Sinne. "Der Klub hat ja auch einen wahnsinnigen Trainer."

Und einen ziemlich erfolgreichen, dessen Spielerkarriere ein wenig in Vergessenheit geraten ist. 16 Länderspiele hat der vor den Toren Hamburgs geborene 54-Jährige absolviert, 292 Bundesliga-Spiele stehen in seiner Vita. Meier war ein Mann der Offensive, ein kleiner Dribbler, der ab und an die Defensive vernachlässigte.

Nun ist er der Betonmischer der Liga. Auch wenn er das wahrscheinlich nicht gerne hört.

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