Als ob er es geahnt hätte, dass auch einmal schwierige Zeiten auf ihn zukommen können, so hatte Julian Draxler noch vor wenigen Tagen gemutmaßt: „Mein Welpenschutz ist vorbei.“
Damit meinte der junge Schalker, dass er trotz seiner 18 Jahre und einem kometenhaften Aufstieg beim FC Schalke künftig mit noch höheren Erwartungen konfrontiert werden wird und schwächere Leistungen von ihm auch öffentlich thematisiert werden könnten.
Genauso war es nach der Schalker Generalprobe gegen Samdoria Genua. Denn Trainer Huub Stevens machte nach dem 1:1 zum Abschluss des Trainingslagers in Österreich keinen Hehl daraus, dass er mit dem Auftritt Draxlers nicht zufrieden war: „Die jungen Spieler haben ihre Einsatzzeiten bekommen. Das ist sehr wichtig, denn wir werden jeden Spieler aufgrund der vielen englischen Wochen brauchen. Julian sollte eigentlich 60 Minuten spielen. Aber er hat nicht gut gespielt, deshalb musste er schon zur Pause raus.“
Dem Urteil von Stevens konnte man nur uneingeschränkt zustimmen. Draxler fand gegen Genua auf dem Platz so gut wie gar nicht statt. Kaum Ballkontakte, wenig Laufarbeit, keine Torgefahr. Offensichtlich steckt der Youngster momentan vor allem in einem körperlichen Tief. So sieht es auch Stevens: „Auch Pukki hat körperlich seine Probleme nach den harten Trainingswochen. Das ist bei jungen Spielern nicht ungewöhnlich. Momentan fehlt noch die Spritzigkeit. Wir haben noch eine Menge Arbeit, aber das ist normal.“
Dass Draxler mit seiner Kritik leben kann, daran hat Stevens keinen Zweifel: „Julian weiß, dass er nicht gut gespielt hat und kann damit umgehen.“
Die Pläne, Draxler vielleicht schon ins zentrale Mittelfeld zu stellen, scheinen jedoch nach den Eindrücken in den letzten Testspielen erst einmal vom Tisch.
Bis zum ersten Pflichtspiel in Saarbrücken kann Stevens jetzt ohnehin nicht mehr viel tun. Nicht weniger als elf Spieler sind in den nächsten Tagen mit ihren Nationalteams auf Länderspielreisen. So auch Draxler, der von Bundestrainer Joachim Löw für das freundschaftliche Länderduell am Mittwoch in Frankfurt am Main gegen Argentinien nominiert wurde. „Das ist terminlich nicht glücklich, aber wir haben das in den Trainingseinheiten eingeplant“, sagte Stevens.