Freitag, 25. Mai 8.49 Uhr Ich blicke auf mein Handy und registriere, dass mich um 8.26 Uhr eine mir unbekannte Handynummer angerufen hat. Der Rückruf bestätigt meinen Verdacht: Ich spreche auf die Mailbox von Düsseldorfs Rechtsanwalt Horst Kletke.
9.00 Uhr Jetzt spreche ich Kletke. Er fragt mich, halb im Scherz: „Sie sind nicht zufällig auf dem Weg nach Frankfurt?“ Kletke dankt mir für die Mail und ärgert sich über die „Taschenspielertricks“ der Gegenseite. Zudem bittet er mich, den Inhalt handschriftlich unterschrieben noch einmal an ihn zu schicken: „Um dem ganzen mehr Gewicht zu verleihen.“ Ich kritzele seine Adresse auf das nächstbeste Papierstück, das ich finden kann. Es ist ausgerechnet der Briefumschlag, in dem die Akkreditierung für das Relegationsspiel zwischen Düsseldorf und Berlin lag. Am Ende des Gesprächs bittet Kletke mich, ab 13 Uhr erreichbar zu sein. Es könnte sein, dass ich telefonisch vernommen werde.
9.25 Uhr Kletke ruft erneut an. Er fragt: „Das zweite Foto in der BILD zeigt Polizisten mit Hunden. Können Sie sich zufällig daran erinnern, ob dieses Foto während des Platzsturms aufgenommen worden ist?“ Ich verneine.
11.15 Uhr Ich erhalte die erste Dankes-Mail aus der Fortuna-Geschäftsstelle. Warum eigentlich?
11.47 Uhr Ich ertappe mich dabei, wie ich ständig auf die Uhr blicke. Bis 13 Uhr ist es noch weit. Meine Telefonate beschränke ich trotzdem aufs Nötigste, um erreichbar zu sein.
12.42 Uhr Von den Dutzenden Live-Tickern, die aus Frankfurt berichten, entscheide ich mich für zwei, die in den folgenden Stunden meine ständigen Begleiter sein sollen. Einer erwähnt, dass die Düsseldorfer Überraschungszeugen angekündigt hätten. Bin ich das etwa?
14.50 Uhr Fortuna-Pressesprecher Tom Koster ruft an: „Es wäre prima, wenn du uns die Sachen schicken könntest.“ Offenbar ist bei Kletke nichts angekommen. Ich versuche es erneut und erhalte wenig später die Bestätigung, dass nun alles da ist.
17.16 Uhr Noch immer hat mich niemand verhört. Die ersten Zeugen, die extra nach Frankfurt gekommen sind, werden schon nach Hause geschickt, ohne gehört zu werden. Da kann meine Aussage dann wohl auch niemand gebrauchen.
18.48 Uhr Mich beschleicht das Gefühl, dass sich niemand mehr bei mir melden wird. Anscheinend wird der Berliner Einspruch auch ohne meine Aussage abgeschmettert.
19.30 Uhr Ich mache mich auf den Weg zu einer Grill-Party von Freunden. Die dringlichsten Fragen, die mich quälen: Wie lange wird in Frankfurt verhandelt? Kann man ohne Bier grillen? Und ist ein Zeuge glaubwürdig, wenn er lallt?
22.51 Uhr Der Einspruch der Herthaner ist abgewiesen, wie mir mein Handy mitteilt. Damit ist der Prozess-Marathon vorerst beendet – auch für mich, den Zeugen, der keiner war.