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Fremd unter Freundinnen
Eine Schalkerin unter den BVB- "Schicksen"

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Eine ungewöhnliche Fanfreundschaft
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„Gute Freunde kann niemand trennen“ trällerte Franz Beckenbauer einst ins Mikro. So sieht auch Melanie Hill ihr Dasein als Schalke-Fan bei den BVB- "Schicksen".

Melanie Hill war 1966 noch nicht geboren, als "Kaiser" Franz Beckenbauer zum Schlagersänger wurde. Das Motto "Gute Freunde kann man nicht trennen" trifft dennoch gut auf sie zu. Denn Hill ist Schalke-Fan und gleichzeitig Mitglied in einem BVB-Fanclub. Gibt es nicht, denken Sie? Gibt es doch!

Als ihre Freundinnen vor einigen Monaten in Dortmund den ersten weiblichen Fanclub „BVB-Schicksen“ gründeten, war guter Rat teuer. „Wir haben Melanie gefragt, ob sie nicht auch beitreten möchte, weil wir meistens sowieso zusammen etwas unternehmen. Obwohl wir wussten, dass sie S04-Anhängerin ist“, erinnert sich die Fanclub-Vorsitzende Heike Wulf. Zur Ehrenrettung der Freundin fügt sie an: „Sie hat schwer mit sich gerungen und nicht gleich zugesagt.“

„Schickse“ Nummer 16 geht fremd

Hill beantwortet auf der Homepage des Fanclubs die Frage, seit wann sie Anhängerin der Schwarz-Gelben sei, mit „morgen“. Das ist ein wenig gelogen, denn Anhängerin des BVB will sie nie werden. Wegen ihrer Arbeitsstelle als Marketingleiterin bei der Deutschen Bahn in Dortmund ist die 41-Jährige vor elf Jahren aus Essen in die Westfalenmetropole gezogen. „Und bei uns in Essen wird man RWE-Fan oder Schalker“, weiß Hill.

So war es auch bei ihr. Und weder für ihren Mann, der ebenfalls dem BVB die Daumen drückt, noch den Freundinnen zu liebe, sei sie bereit, ihre Gesinnung aufzugeben. „Ich gehe zwar manchmal mit ins Stadion und muss zugeben, dass die Stimmung dort toll ist. Aber ich verspüre dabei keinerlei Emotionen“, hat Hill schon tief in sich hinein gehorcht, ob noch alles „in Ordnung“ sei. Ganz anders sei dagegen das Gefühl in der Arena. „Da merke ich sofort, dass ich zu Hause bin. Wenn Schalke spielt, lebe ich es und das wird auch immer so bleiben.“

Die BVB-Schicksen

Die BVB-Schicksen sind der erste reine weibliche Fanclub des Deutschen Meisters. Den Namen haben sich die Anhängerinnen der Schwarz-Gelben „als Hommage an unser geliebtes Ruhrgebiet und unseren Ruhrie-Slang“ gegeben.

Das Wort Schickse kommt aus dem Jüdischen. Damit wurde ein Mädchen bezeichnet, das nicht jüdisch ist und somit für einen gläubigen Juden nicht als Ehefrau in Betracht kommen konnte. Von einer Schickse durfte man sich nicht verführen lassen. Das Wort hat heutzutage immer noch eine eher negative Bedeutung und stehe für aufgetakelte, leichtlebige Frauen, die Jungs gern den Kopf verdrehen. „Brav, lieb und nett wollen wir auch nicht sein. Keine Engelchen, Mäuschens oder Schnuckis. Dann schon eher Schicksen“, erklärt Wulf.

Der Fanclub hat 22 Mitglieder, Melanie Hill ist Nummer 16. Bei 25 soll Schluss sein.

Dabei hat Hill nach der WM 2006 sogar als Volunteer für den BVB im Signal-Iduna-Park gearbeitet. Heute nennt sie das einen Selbstversuch. „Das war zu extrem. Ich habe schnell gemerkt, das mit mir und der Borussia wird nichts.“

Deshalb hat sie sich auch das Fanclub-Emblem mit der Aufschrift „BVB - Echte Liebe“ nicht auf das schwarze „Schicksen“ Shirt genäht. Als Kompromiss wolle sie den möglicherweise auf der Rückseite ihres Hemdes platzieren. „Dann muss ich ihn nicht sehen“, grinst Hill.

Auch den Schal der Schwarz-Gelben wollte sie bei der Fotosession nach der Gründungsfeier der „Schicksen“ nicht berühren - das übernahmen dann zwei andere „Schicksen“ für sie. Was bei einem Männer-Fanclub undenkbar wäre, ist für die Frauen keine große Sache. „Klar, es ist etwas ungewöhnlich. Aber niemand will mich umerziehen. Der Fußball verbindet uns und ich werde so akzeptiert, wie ich bin. Ich finde es wichtig, in einer Gesellschaft zu seinen Grundwerten zu stehen und sich dennoch auch in einem anderen Rahmen bewegen zu dürfen“, sagt Hill. Im Kreise ihrer schwarz-gelben Weggefährtinnen fühlt sie sich bestens aufgehoben.

Als wäre die Geschichte aber nicht skurril genug, hat sie ihre königsblaue Gesinnung nicht davon abgehalten, sich inzwischen eine Dauerkarte für die Heimspiele der BVB-Amateure im Stadion Rote Erde zuzulegen. „Da steht für mich der Sport nicht so sehr im Vordergrund, sondern das gemeinsame Erlebnis inklusive Stadionwurst und Bierchen“, sagt Hill.

Natürlich werten ihre „Schicksen“ das farbliche Fremdgehen insgeheim als Etappensieg auf dem Weg zur vollständigen Konvertierung. Doch das lässt Hill kalt. „Mich wird man auch zukünftig mit meinem Schalke-Trikot in unserer Stammkneipe in Dortmund antreffen, wenn meine Knappen gegen die Borussia spielen. Es ist doch ein Zeichen echter Freundschaft, dass das so akzeptiert wird.“

Sie weiß zu gut, dass es leider auch zu viele Gegenbeispiele gibt.

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