Fast zwei Jahre hat Timo Hildebrand auf diesen Moment warten müssen. Am 18. April stand er zum letzten Mal in einem Bundesligaspiel im Tor. Nach dem 1:1 mit 1899 Hoffenheim bei Borussia Dortmund schien seine Laufbahn in der höchsten deutschen Spielklasse, ja sogar die als professioneller Torwart überhaupt, mit 31 Jahren jäh beendet zu sein.
Doch wie Lars Unnerstall in der Hinrunde von der Verletzung Ralf Fährmanns profitierte und zur Nummer eins im Schalker Kasten aufrückte, begünstigt auch Hildebrand das Schicksal seines Kollegen. Nachdem Unnerstall in der ersten Halbzeit mit Wolfsburgs Mario Mandzukic zusammenkrachte, ging es für „den Langen“ zur Pause nicht mehr weiter. „Lars hat schon kurz vor der Halbzeit signalisiert, dass er nicht mehr weiter spielen kann“, berichtete Hildebrand.
Und plötzlich überfiel den erfahrenen Ex-Nationalkeeper das Flattern. „Ich musste in der Halbzeit erst einmal auf die Toilette“, erklärte er. „Es war ein besonderes Gefühl, nach so einer langen Zeit mal wieder zu spielen. Dass man da eine besondere Anspannung spürt, ist doch völlig normal. Wahrscheinlich war es aber gut, dass ich keine große Zeit hatte nachzudenken.“
Sein Debüt im Schalker Tor hatte Hildebrand am 14. Dezember beim 3:0-Sieg in Haifa gegeben. Allerdings war der internationale Auftritt in Israel nicht mehr als ein Schaulaufen, denn sportlich hatte die Begegnung keine Bedeutung. „Das ist schon etwas anderes, ob du in einem wichtigen Bundesligaspiel zum Einsatz kommst oder in einer Europapokalpartie, in der es um nichts geht“, meinte Hildebrand. „Die Mannschaft hat es mir gegen Wolfsburg leicht gemacht. So wie sie das Spiel dominiert hat, musste ich fast nichts halten.“
Beim Rückspiel in der Europa League gegen Pilsen und vor allem nächsten Sonntag in München wird das wohl anders aussehen. Hildebrand ist bereit, seine vielleicht letzte Chance im Profifußball zu nutzen. „Er hat im Tor gestanden, als ob er nie weg gewesen wäre. Und natürlich spielt Timo jetzt auch um einen neuen Vertrag“, weiß Manager Horst Heldt.
Er und Trainer Huub Stevens sind froh, einen erfahrenen Mann wie Hildebrand in der heißen Saisonphase zur Verfügung zu haben. "Jetzt bestätigt sich, warum wir Timo verpflichtet haben", betont Stevens.
Schon im Rückspiel der Europa League am Donnerstag (21.05 Uhr) gegen Viktoria Pilsen kann Hildebrand beweisen, dass er von seiner alten Klasse nichts eingebüßt hat.