Lucas Barrios, beim Testspiel gegen die Sportfreunde Siegen am vergangenen Mittwoch haben Sie erstmals wieder 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Wie ist Ihnen diese Belastung bekommen? Perfekt, ich habe mich wirklich gut gefühlt. Es war für mich sehr wichtig, endlich einmal wieder durchzuspielen. Jetzt kann ich einschätzen, wie weit ich wirklich bin, wo ich stehe. Und ich kann sagen: Ich hoffe, dass ich bis zum Spiel in Bremen am Wochenende bei 100 Prozent bin.
Bei wieviel Prozent stehen Sie derzeit und was fehlt Ihnen noch? Ich habe 90 Minuten durchgespielt, das zeigt doch, dass ich schon sehr weit bin. Aber natürlich fehlt noch etwas Spielpraxis.
Hat Sie die lange Verletzungspause denn nur körperlich oder auch psychisch belastet? Natürlich war es eine schwere Zeit für mich. Ich habe die Meisterschaft in der letzten Saison mit gewonnen und musste nun zwei Monate zusehen, das ist schon hart. Aber ich bin mental stark und habe die ganze Zeit zuversichtlich in die Zukunft geschaut. Zumal es ja auch viel schlimmer hätte kommen können. Es gibt ja auch Verletzungen, mit denen man sechs Monate pausieren muss.
Mal von außen gesehen: warum läuft es in dieser Saison noch nicht so, wie in der letzten? Es war ganz einfach eine einzigartige Saison, die wir gespielt haben. Ich glaube aber, der Hauptunterschied ist, dass alle Gegner nun 150 Prozent gegen uns geben. Außerdem sind wir in drei Wettbewerben vertreten und auch das macht die ganze Sache schwieriger.
Sie haben immer gesagt, dass die Champions League Ihr großer Traum sei, dort lief es bislang aber noch gar nicht. Für den BVB nicht und für Sie nicht. Macht Sie das nicht traurig? Doch, diese Situation war nicht leicht. Nicht helfen zu können, wenn es nicht läuft, ist schon schwer. Aber jetzt fühle mich stark genug, um wieder anzugreifen und der Mannschaft zu helfen.
Wie sehen Sie denn die Chancen, das Achtelfinale noch zu erreichen? Diese Chance ist auf jeden Fall noch da. Jetzt müssen natürlich sechs Punkte gegen Piräus her und dann warten wir mal ab, wie Arsenal und Marseille gegeneinander spielen. Vielleicht spielen die ja für uns. Und dann haben wir am Ende noch einmal zwei echte Endspiele.
Mitunter konnte man in den Champions-League-Spielen den Eindruck gewinnen, dem BVB fehle ein echter Knipser.
Natürlich hoffe ich, dass ich der Borussia mit meinen Toren helfen kann, die nächste Runde zu erreichen. Aber erstmal will ich gegen Bremen ein gutes Spiel machen - wenn ich aufgestellt werde.
Robert Lewandowski hat am letzten Spieltag gleich drei Tore geschossen, er scheint gut in Form. Wo soll er denn spielen, wenn Sie zurückkehren?
Ach, erstmal bin ich glücklich darüber, dass Robert gegen Augsburg drei Tore gemacht hat, zumal er schon ab uns zu kritisiert wurde. Aber jetzt will ich spielen - und meine Tore machen!
Als Sie neu bei der Borussia waren, sagten Sie, am schwierigsten sei die Umstellung auf den europäischen Fußball gewesen. Denken Sie, Ihre Entwicklung ist inzwischen abgeschlossen oder gibt es noch Luft nach oben?
Natürlich lerne auch ich tagtäglich weiter. Man sollte niemals mit dem Erreichten zufrieden sein. Ich lerne hier noch immer sehr viel und entwickele mich jeden Tag zu einem besseren Spieler.
[box_sonderheft_bvb] Auch deshalb wurden Sie in der Vergangenheit immer wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Beschäftigen Sie sich denn derzeit mit einem Wechsel?
Nein, Dortmund ist schließlich auch ein großer europäischer Klub, mit dem ich letztes Jahr in der Europa League gespielt habe und in diesem Jahr in der Champions League. Wir haben hier gemeinsam sehr viel erreicht und habe noch einen Vertrag bis 2014.Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.
Fehlt Ihnen denn gar nichts hier in Deutschland? Nein, nichts. Wirklich nichts. Ich bin sehr zufrieden in Deutschland und bei der Borussia. Ich bin sehr glücklich, hier zu leben und zu arbeiten.
Ihr Sohn, der bei seiner Mutter in Südamerika lebt, schaut jedes Spiel von Ihnen im Fernsehen an. Auch er dürfte sich freuen, dass Sie endlich wieder dabei sind. Klar. Er ist sehr froh, dass der Papa wieder spielt. Auch ich freue mich sehr, dass er so enthusiastisch Fußball spielt. Doch es ist natürlich traurig, dass ich meinen Sohn nicht täglich sehen kann.
Sie haben vor der Saison gesagt, dass Sie noch mehr Tore schießen wollen als in der Meistersaison. Glauben Sie noch daran? Ich versuche immer, die Mannschaft zu unterstützen. Ich werde mich hüten und jetzt eine bestimmte Anzahl von Toren nennen.
Und irgendwann beenden Sie Ihre Karriere wieder in Chile bei Colo Colo? Ich habe Colo Colo wirklich viel zu verdanken. Aber ich empfinde auch sehr viel Herzlichkeit für Borussia. Ich kann mir alles vorstellen. Auch, meine Karriere in Europa zu beenden.