Dabei hatte der 20-Jährige vor ein paar Monaten noch in einer schwer angesagten Rockband gespielt. Als Mainz 05 in der vergangenen Saison völlig überraschend an die Spitze der Bundesliga gestürmt war, mimte Holtby – begleitet von André Schürrle und Adam Szalai – gerne an der Eckfahne den Leadsänger.
Dass sich auch die Fans des FC Schalke den extrovertierten Jubel des Jungnationalspielers erfreuen dürfen, mag Holtby nicht versprechen. Natürlich will er es auch beim DFB-Pokalsieger krachen lassen, doch bevor er die große Show verspricht, möchte er erst einmal mit Leistungen glänzen. „In Mainz war nach dem Wahnsinnsstart die Euphorie groß und wir die richtigen Typen dafür. Nach einer Zeit wurde die Nummer Kult, doch auf Schalke muss ich mir erst meinen Platz erkämpfen und die Tore machen“, gibt Holtby zu bedenken. „Es kann sein, dass die Rockband wieder auftritt, doch dafür müssen die Voraussetzungen stimmen.“
Zum Haare schneiden sei er übrigens nicht gekommen, dafür war die Pause zwischen seiner erstmaligen Nominierung für die A-Nationalelf in den EM-Qualispielen in Österreich und Aserbaidschan sowie dem Vorbereitungsauftakt in Gelsenkirchen zu kurz. „Das werde ich nach dem Trainingslager nachholen, denn ich trage die Haare lieber kurz“, kündigt Holtby an. Einen Imagewechsel, als ob er plötzlich seriös würde, hat er nicht geplant. „Ich werde mich nicht verstellen. Ich bin halt ein bisschen verrückt, daher passe ich so gut zu Schalke und seinen emotionalen Fans.“
Nach eineinhalb Jahren in Bochum und Mainz ist er nun reif für einen zweiten Anlauf auf Schalke. Ralf Rangnick wollte das Supertalent schon vor drei Jahren von Alemannia Aachen nach Hoffenheim holen. Holtby entschied sich anders, nun treffen sie sich wieder.
Welche Wertschätzung er von Rangnick erfährt, dokumentierte eine Geste beim ersten Zusammentreffen in der Mannschaftskabine. Auf Holtbys Platz lag das Trikot mit der Zehn. „Ich habe nie gesagt, dass ich die Zehn will. Bisher hatte ich ja die 18“, will Holtby die bedeutungsschwere Zahl auf seinem Kreuz nicht zur persönlichen Last werden lassen. Wenn er bald wieder in einer Rockband auf dem Platz den Ton angeben kann, weiß er, dass er alles richtig gemacht hat.