Da trat Roman Weidenfeller vor die wartenden Journalisten und verkündete trotzig: „Diese Niederlage wird uns ganz bestimmt nicht umwerfen. Wir werden den Kopf hochnehmen, weiterkämpfen und uns in den kommenden Spielen ganz anders präsentieren.“
Doch selbst der Keeper hätte wohl kaum gedacht, dass es so gut laufen würde für den BVB, der nur in eben jenem Spiel gegen Leverkusen mehr als einen Gegentreffer kassierte. So selten musste der gebürtige Pfälzer gar hinter sich greifen, dass er in den verbleibenden zwei Wochen noch einen Rekord (für die Ewigkeit?) aufstellen könnte. Schließlich kassierte der BVB bislang lediglich 19 Gegentore. Seltener musste bislang noch nie ein Torhüter in der Bundesliga hinter sich greifen. Der alte Bestwert wird von Oliver Kahn gehalten, der sich in der Saison 2007/08 mit dem FC Bayern lediglich 21 Gegentore einfing.
Hauptgarant für diese unglaubliche Serie des BVB und bereits 14 Zu-Null-Spiele im Laufe der Saison war dabei Roman Weidenfeller selber, dessen Entwicklung nicht wenige Beobachter überraschte. Aus dem gelegentlich mürrischen, mitunter unbeherrschten, zuweilen überehrgeizigen Keeper ist inzwischen ein ruhiger, fast schon besonnener Schlussmann geworden, dessen Wort Gewicht hat – in der Öffentlichkeit wie in der Mannschaft, die er seit der Verletzung Sebastian Kehls als Kapitän aufs Feld führte. Und wer weiß, vielleicht wird er ja am übernächsten Samstag höchstpersönlich die Meisterschale aus den Händen von DFL-(und BVB-) Boss Rauball entgegen nehmen.
Eigentlich wäre es auch an dem Keeper gewesen, sein Team frühzeitig auf das große Ziel Deutsche Meisterschaft einzuschwören. Möglich, dass er dies auch in der Kabine tat, nach außen allerdings bemühte er sich stets, Druck von der Mannschaft zu nehmen und die Erwartungshaltung so zu drücken. Erst wenige Wochen vor dem Ende der Spielzeit wagte sich Weidenfeller aus der Deckung: „Wir haben alle ein gemeinsames Ziel, das wir erreichen wollen. Eines, das weit, weit weg war, nun aber relativ nah ist.“
Und weil dies tatsächlich gelang, kann der Schlussmann dieser Tage nicht nur die Meisterschaft feiern, sondern sich auch auf die kommende Spielzeit freuen, wenn er sich mit den besten Teams der Welt messen kann. Wohlgemerkt in der Champions League. Nicht in der Premier League, wohin sein Weg fast geführt hätte. Im Winter jedenfalls, als er mit dem BVB über einen neuen Vertrag verhandelte, dürfte das (vermeintliche) Interesse Aston Villas ihm gerade recht gekommen sein.
Letztlich aber kam er doch mit dem BVB auf einen Nenner und verlängerte seinen Kontrakt bei den Schwarz-Gelben bis 2014. Dass dies die richtige Entscheidung war, das wurde spätestens deutlich, als der Torhüter unmittelbar nach dem Sieg über Nürnberg und der damit verbundenen Deutschen Meisterschaft vor die Kameras von „Dubai Sports“ gezerrt wurde. Gerade noch hatte er mit den Fans die „Humba“ angestimmt und die eine oder andere Bierdusche genossen, da sollte er den Zuschauern in der arabischen Welt das Erfolgs-Geheimnis der Borussia erklären. Seine Antwort geriet prompt etwas kauderwelschig und so „loddarte“ er: „We have a grandios Saison gespielt.“
Mögen sich auch alle Englisch-Lehrer angesichts dieses Satzes an den Kopf gefasst haben, sogar Weidenfeller dürfte sich mit etwas Abstand über seinen Fauxpas amüsieren. Und genügend Möglichkeiten, nun Englisch zu lernen, hat er ja: Schließlich hält er in der kommenden Saison auf internationalem Parkett.