Mit seinen Saisontoren Nummer sechs bis acht (40., 47. und 55.) sicherte der niederländische Nationalspieler den Münchnern gegen den Hamburger SV mit dem ebenfalls zum Saisonende scheidenden Coach Armin Veh einen völlig verdienten 6:0 (1:0)-Sieg fast im Alleingang. Franck Ribéry (64.) mit seinem erst dritten Saisontor, WM-Torschützenkönig Thomas Müller (79.) mit seinem neunten Treffer und ein Eigentor von Heiko Westermann (85.) sorgten danach für Bayerns höchsten Heimsieg gegen den HSV seit dem 8. August 1987 (6:0) perfekt.
Für die Bayern rückt nach der gelungenen Generalprobe für das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League am Dienstag gegen Inter Mailand zumindest Platz drei wieder in Reichweite. Der HSV muss sich außer von Veh wohl auch vom Traum Europa verabschieden.
Noch bevor die 69.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena den Ball rollen sahen, wurde bei den Münchnern die Trainerdiskussion öffentlich fortgeführt. Sportdirektor Christian Nerlinger wies beim Pay-TV-Sender Sky Spekulationen zurück, wonach Bundestrainer Joachim Löw 2012 Nach-Nachfolger von van Gaal werden und dann den im Sommer zu verpflichtenden Jupp Heynckes ablösen könnte. "Es wird zu 100 Prozent keine Übergangslösung geben", sagte Nerlinger zu einem Platzhalter-Modell mit Heynckes, der aber ein Kandidat bleibt.
Noch hat allerdings van Gaal das Sagen - und der Niederländer blieb seiner Linie auch gegen Hamburg treu, als er mit Winter-Zugang Luiz Gustavo in der Innenverteidigung überraschte. Der Brasilianer fiel dort bald negativ auf, als er den Ball an Änis Ben-Hatira vertändelte, dessen Pass Mladen Petric in einen wunderbaren Schlenzer verwandelte - doch Bayern-Torwart Thomas Kraft parierte.
Hamburg kam zunächst immer wieder zu guten Gelegenheiten, weil die Bayern sich in typisch van Gaal'schem Stil in Ballbesitz verloren. Der HSV dagegen schaltete bei Ballgewinn immer wieder schnell um und kam so über zwei, drei Stationen in Tornähe. Paolo Guerrero hatte mit einem Schuss Pech, als Bastian Schweinsteiger noch eben so klären konnte (21.).
Gegen Ende der ersten Hälfte jedoch befreite sich der HSV kaum mehr aus seiner nach den Ausfällen von Joris Mathijsen und Guy Demel umformierten Defensive. Im Brennpunkt stand dabei häufig Mario Gomez, der schon in der 16. Minute nach Freistoßflanke von Robben per Kopf an Hamburgs Schlussmann Frank Rost gescheitert war. Zunächst rettete Zé Roberto gegen Gomez, dann tanzte der Nationalspieler drei Spieler inklusive Rost aus, schoss aber statt ins leere Tor an den Innenpfosten. Den Nachschuss setzte Müller an die Latte (36.).
Müller hatte kurz zuvor nach einem Pass von Schweinsteiger schon das Tor verfehlt, in der 37. Minute lenkte Rost einen Schuss von Daniel van Buyten an die Latte, keine 60 Sekunden später parierte er gegen Gomez. Dann schnappte sich Ribéry den Ball und strebte in Richtung Tor. Als zwei Hamburger versuchten, ihn zu bremsen, rollte der Ball zu Robben, der per Linksschuss am offenbar überraschten Rost vorbei die Führung erzielte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit demonstrierten einige Bayern-Fans hinter der Haupttribüne mit "Vorstand raus!"-Sprechchören. Der Jubel über Robbens zweiten Treffer übertönte die Kritiker allerdings: Diesmal fand ein als Flanke gedachter Freistoß des Flügelspielers den direkten Weg ins Tor, weil der hereinfliegende Gomez Torwart Rost irritiert hatte.
Bereits sechs Minuten nach dem zweiten Treffer hätte Robben auf Vorlage von Müller seinen dritten folgen lassen können, doch er verzog. Wieder auf Pass von Ribéry, der sich dribbelnd über links durchgesetzt hatte, schoss er kurz darauf dann aber doch zum dritten Mal ein. Beim 4:0 war Robben dann Passgeber für Ribéry, der per gefühlvollem Heber vollendete. Gegen die einbrechenden Gäste hatten die Bayern anschließend in der Schlussphase leichtes Spiel.