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S04: Tagebuch, Tag drei
Dem Hotel sein eigenes Stadion

Schalke: Tagebuch, Tag drei

Gerade vom Schalker Testspiel in Antalya gegen Trabzon zurückgekommen. Die Leistung der Mannschaft war noch trostloser als die Fahrt zum Stadion.

Wenn man in der Türkei den Weg zu seinem Zielort nicht genau weiß, sollte man besser unterwegs keinen Polizisten fragen. Der Mann in Uniform, der an der Ausfahrt vom Flughafen Antalya mit seinem Wagen bei vollem Blaulicht stand, war zwar sehr freundlich und konnte auch ein wenig Englisch. Den Weg zum Mardan-Stadion, wo Schalke an diesem Abend gegen Trabzon spielte, kannte er aber nicht oder er wollte mich komplett verarschen.

Turn around and then right, sagte er und zeigte nach links. Aha, er meinte wohl das andere Rechts. Also zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Schien komisch, aber wir hatten schon vorher gehört, dass die Anfahrt kompliziert sein könnte. Nach zehn Minuten Fahrt dachte ich mir, lieber noch mal nachfragen, und ein weiterer es sicherlich gut meinender Landsmann meinte, es würde etwa 20 Kilometer raus aus der Stadt gehen. Was soll man machen ohne Karte oder Navi, also erst mal glauben und weiter fahren.


Die nächste Anlaufstation war zum Glück die richtige, schon bei der Frage, ob man Englisch oder Deutsch könne. "Deutsch", nickt der freundliche kleine Mann, "ich war vor ein paar Wochen noch in Gelsenkirchen." Das erleichtert einiges, und er weiß sogar, wie wir zum Stadion kommen, erst Richtung Flughafen, dann dem Schild nach Kundu folgen und dann kommt der Stadtteil Lara und das Mardan-Hotel.

Zehn Minuten später stehen wir exakt an der Kreuzung, wo der Polizist von vorhin den Verkehr überwacht, hart an seinem rechten Daumen vorbei geht es nach Kundu. Durch einen trostlosen Randbezirk Antalyas führt der Weg zu einer Hotellandschaft, die das schon stattliche Viertel Bettenburgen in Belek mühelos in den Schatten stellt. Das größte Haus ist der Siebensterne-Koloss "Topkapi Palace" und das 12.000 Zuschauer fassende "Mardan-Stadi", das keinen Vergleich zum Beispiel mit dem Bornheimer Hang in Frankfurt scheuen muss, gehört dazu. Zweitligist Antalyaspor spielt hier so lange, bis das neue Stadion in der Stadt fertig gestellt ist, ansonsten ist es den Fußballklubs, die hier ihr Wintertrainingslager aufschlagen, vorbehalten.

Aus dem einige tausend Kilometer entfernten Trabzon, das an der Schwarzmeerküste liegt, sind gut 800 Fans nach Antalya gereist. Sie waren also fast so lange unterwegs wie wir und machen bei jedem Angriff ihrer Mannschaft auf der gegenüberliegenden Tribüne ordentlich Alarm und schwenken mitgebrachte Luftballons. Drei Stück schenkt der Tabellenführer der Süper Lig den Gästen aus Deutschland ein, vor allem in der zweiten Halbzeit sieht die Schalker Abwehr mit Ivan Rakitic hinten rechts sowie den Teenies Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos innen überfordert aus.


Trainer Felix Magath macht nach dem Abpfiff trotzdem einen gut gelaunten Eindruck, wenn er erklärt, dass die Defensivreihe nächsten Samstag gegen den HSV so bestimmt nicht auflaufen würde. Etwas sparsam guckt er aber, als er damit konfrontiert wird, dass das Champions-League-Heimspiel seiner Elf gegen Hapoel Tel Aviv unter Manipulationsverdacht stehen soll. "Davon höre ich zum ersten Mal. Ich habe jedenfalls nicht bestochen", lacht Magath.

Das Thema wird die Ermittler der UEFA beschäftigen, aber nicht ihn. Er hat genug damit zu tun, bis zum nahen Rückrundenstart eine Idealbesetzung für seine Abwehr zu finden. Benedikt Höwedes soll in den nächsten Tagen wieder ins Training einsteigen, das macht Hoffnung. Und für die rechte Außenposition bieten sich Matip, Christoph Moritz oder Peer Kluge an, aber sicher nicht noch einmal Rakitic.

Der Rückweg nach Belek dauert übrigens eine knappe halbe Stunde. Nachdem man erst einmal eine hucklige Schotterpiste durch die Prärie, der direkte Weg zum Stadion, überwunden hat, ist der Rest nur noch ein Katzensprung.

Wie gut, dass der MSV Duisburg heute gegen Werder Bremen und Schalke morgen gegen Kardemir Karabükspor sowie am Mittwoch gegen Eskisehirspor auf der Anlage Arcadia hier in Belek spielen.

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