Geld schießt auch auf Schalke keine Tore, beim Erzrivalen Borussia Dortmund hingegen trägt die Jugendbewegung erste Früchte. Mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren feierte die jüngste schwarz-gelbe Mannschaft der vergangenen fünf Jahre den souveränen Derbysieg (3:1) und lieferte den besten Beleg dafür, dass sich der Traditonsklub nach dem wirtschaftlichen Beinahe-Kollaps 2005 auf dem richtigen Weg befindet.
Acht Akteure, die Trainer Jürgen Klopp am vergangenen Sonntag auf Schalke in den Prestigekampf gegen den Erzrivalen schickte, waren 22 Jahre und jünger. Nur Torhüter Roman Weidenfeller (30), Patrick Owomoyela (30) und Torjäger Lucas Barrios (26) hoben den Altersschnitt. "Wir haben allein 17 Spieler im Kader, die 22 und jünger sind", sagte BVB-Coach Klopp.
Fast schon zum alten Eisen der kontinuierlich aufgebauten und gezielt verstärkten Mannschaft gehören die beiden Innenverteidiger Mats Hummels und Neven Subotic (beide 21). U21-Europameister Marcel Schmelzer (22) hat Routinier Dede längst aus der Defensivkette verdrängt. Auf den Schlüsselpositionen in der Kreaktiv-Abteilung übernehmen Nuri Sahin (22) oder der für den verletzten Kapitän Sebastian Kehl erneut in die Mannschaft gerückten Sven Bender (21) Verantwortung und reifen zusehends. Zorc: "Mannschaft spielt auch richtig guten Fußball"
"Es ist Blödsinn, wenn man uns aufgrund unserer Jugend immer über unsere Kampfkraft definiert. Die Mannschaft spielt auch richtig guten Fußball", sagte Sportdirektor Michael Zorc, der einst als Eigengewächs zwei Meisterschaft (1995 und 1996), die Champions League und auch den Weltpokal 1997 gewann. Zusammen mit den BVB-Scouts bewies Zorc ein glückliches Händchen bei der Suche nach Talenten. Für Schlagzeilen sorgt derzeit der für 350.000 Euro verpflichtete Japaner Shinji Kagawa. Die höchste Ablösesumme (4,5 Millionen) investierte der BVB vor der Saison in Robert Lewandowski. Doch auch der polnische Nationalspieler feierte erst im vergangenen Monat seinen 22. Geburtstag. BVB setzt auf den Nachwuchs Dortmund setzt weiter auf organisches Wachstum und besonders auf seine Nachwuchsarbeit. Die Koordination hat Lars Ricken übernommen, gebürtiger Dortmunder und Ex-Nationalspieler. Besonders Stolz sind sie beim BVB derzeit auf den 18 Jahre alten Mario Götze, der seinen ersten Bundesliga-Einsatz schon in der vergangenen Saison als 17-Jähriger absolvierte. Seit 2001 spielt der gebürtige Allgäuer in schwarz-gelb und durchlief alle Nachwuchsteams - auch beim DFB. Schon jetzt prophezeien Experten dem kleinen, schnellen und technisch starken Mittelfeldspieler einen baldigen Einsatz in der A-Nationalmannschaft.
"Wir freuen uns, dass sich unsere Philosophie durchsetzt", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzkes und gibt zu, dass der Dortmunder Jugendstil vor fünf Jahren aus der Not geboren wurde. Die Geduld hat sich ausgezahlt. In der vergangenen Saison erkämpften sich die BVB-"Junioren" immerhin Tabellenplatz fünf und schaffte die Rückkehr auf die europäische Bühne. Zorc: "Und die Mannschaft hat ihren Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft."