Erstmals seit acht Jahren werden die Westfalen ein europäisches Gruppenspiel bestreiten. Vorfreude und Motivation steigen, je näher der Anpfiff des Vorrunden-Auftakts der Europa League am Donnerstag beim ukrainischen Vertreter Karpaty Lwiw rückt. "Die Lust brodelt schon seit zwei Jahren in uns, das soll man beim Spiel und auch an den Fernsehgeräten spüren", sagte Trainer Jürgen Klopp vor dem Flug in die 700.000-Einwohner-Stadt nahe der polnischen Grenze.
Vor zwei Jahren durften die Borussen kurz auf die Teilnahme an den Gruppenspielen des damaligen UEFA-Cups hoffen, bevor man Udinese Calcio im Erstrunden-Rückspiel unglücklich im Elfmeterschießen unterlag. Jetzt wollen die Schwarz-Gelben ernten, was sie sie sich mit Platz fünf in der vergangenen Bundesliga-Saison erarbeitet haben. Deshalb denkt niemand im Team auch nur eine Minute weiter als an das Spiel in Lwiw - auch nicht an das Revier-Derby am Sonntag bei Schalke 04.
"Wir haben uns so lange auf die Europa League gefreut, wir wären schön blöd, wenn wir uns nicht auf den Donnerstag konzentrieren würden", ergänzte der BVB-Coach, "zumal der Gegner schwer zu spielen ist. Lwiw ist wirklich gut, und das ist keine Phrase". Fünf Siege aus den bisherigen sechs Pflichtspielen und die Tatsache, dass keines der bisherigen zwei Europacup-Spiele in der Ukraine verloren wurde, sprechen jedoch für den sechsmaligen deutschen Meister.
Nach dem souveränen 2:0 über den VfL Wolfsburg werden die BVB-Profis mit breiter Brust ins 25.000 Zuschauer fassende Ukrajina Stadion einlaufen. "Wir sind in einer körperlich guten Verfassung und zeigen gute Form auf dem Platz", so Klopp, und Sportdirektor Michael Zorc meinte: "Dieses Auftaktspiel ist von immenser sportlicher Bedeutung." Mit einem Sieg könnten in den beiden folgenden Begegnungen in Dortmund gegen den FC Sevilla und Paris St. Germain bereits die Weichen in Richtung Zwischenrunde gestellt werden.
Aber so weit wollen die Borussen noch nicht denken. "Es geht darum, unsere Visitenkarte international wieder abzugeben", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der in den Gruppenspielen mit Zusatzeinnahmen von fünf Millionen Euro rechnet, "um den nächsten Schritt zu machen".
Derzeit läuft alles optimal. So kann der BVB mit seiner derzeit stärksten und im Vergleich zum Spiel gegen Wolfsburg unveränderten Formation antreten. Lwiw, das in der Qualifiktion immerhin Galatasaray Istanbul aus dem Rennen warf, muss hingegen auf zwei gesperrte Stützen verzichten. Schützenhilfe für den BVB leistete ausgerechnet Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer aus dem benachbarten Herne, indem er die Karpaty-Profis Artem Fedezki und Sergej Kusnezow im Play-off-Rückspiel gegen die Türken des Feldes verwies.