Einfach keine Erklärung fand der 22-Jährige dafür, dass Guus Hiddink, der neue Trainer der Türkei, keine Verwendung für ihn gefunden und ihn bei den Länderspielen gegen Kasachstan und Belgien auf der Tribüne hatte schmoren lassen. Klar also, dass Sahin nach seiner Galavorstellung gegen den VfL Wolfsburg, eine gehörige Portion Genugtuung verspürte.
Wie sehr ihn die Entscheidung getroffen hatte, das offenbarten die Einblicke in sein Seelenleben, die Sahin nach der Partie gegen die „Wölfe“ offenbarte. „Das war wirklich nicht leicht für mich, meine Familie und mein ganzes Umfeld“, gab er zu: „Es macht niemanden so stolz, für sein Land aufzulaufen wie mich.“ Gleichwohl aber weiß der Mittelfeldmann aber auch: „Es ist noch niemand durch Sprüche in die Nationalmannschaft gekommen. Ich muss also meine Leistung bringen. So habe ich mich vorbereitet und das hat man auf dem Platz gesehen.“
Wohl war! Denn obwohl die Dortmunder gegen den Deutschen Meister von 2009 eine starke Partie ablieferten, fehlte doch lange der letzte Tick, der entscheidende Zug zum Tor - bis Nuri Sahin kam und den Hammer auspackte. Für Diego Benaglio gab es keine Abwehrchance gegen den Distanzknaller, in dem so viel drinsteckte. Denn: „Da war alles drin: Frust, Freude, einfach alles.“
So konnte es Sahin schließlich auch niemand krumm nehmen, dass er in dieser Situation nicht Kevin Großkreutz bediente, der eigentlich frei stand. „Ich habe Kevin gesehen und bin eigentlich ja auch nicht der Typ, der aus so einer Distanz draufhält“, verriet der junge Türke später, „aber heute habe ich gedacht: Du willst etwas zeigen und habe einfach draufgehalten.“
Sprach‘s und stapfte entschlossenen weiter. Ganz vergessen dürfte der Nationalelf-Frust zwar auch jetzt noch nicht sein, zumindest Jürgen Klopp aber dürfte (wenn auch nur ein kleines bisschen und ganz sicher nicht öffentlich) hoffen, dass Sahin auch künftig eine Extraportion Frust von der Nationalelf mitbringt.