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Buchwald im Interview
"Kagawa war kein Superstar"

BVB: "Kagawa war hier kein Superstar"
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Kaum ein deutscher Fußballer kennt die J-League so gut wie Guido Buchwald. Über fünf Jahre war der Weltmeister in Japan als Spieler und Trainer aktiv.

Guido Buchwald, die BVB-Trikots dürften momentan in Japan reißenden Absatz finden.

Das Echo auf die ersten Spiele von Shinji Kagawa war großartig. Und mittlerweile kann man ja überall in Japan Bundesliga im Fernsehen schauen. Wenn heute ein Japaner ein Tor macht, ist die mediale Präsenz jedenfalls ganz anders als früher, als man in Japan nur Premier League und die Serie A gucken konnte.

Spieler aus Fernost kämpfen in der Bundesliga immer noch mit dem Stigma, nichts weiter als ein Marketinginstrument ihrer Vereine zu sein. Wie sieht die Realität aus? Der Werbe-Effekt ist heute ein angenehmer Nebeneffekt – sowohl für die Bundesliga als auch für die Vereine. Und trotzdem ist der Marketing-Gedanke nicht mehr die Hauptsache, weswegen ein Spieler aus Fernost verpflichtet wird. Als Felix Magath etwa vor zwei Jahren einen Japaner holen wollte, riet ich ihm, nicht nach einem Superstar Ausschau zu halten, sondern nach einem, der noch im Kommen war: Makoto Hasebe. Klar, dass ein solcher nicht vom ersten Tag den großen Hype auslösen würde, doch ich war ich sicher, dass er die Mannschaft sportlich nach vorne bringen würde.


Ähnlich war es bei Shinji Kagawa?

Auch er war kein Superstar in Japan. Mit Cerezo Osaka spielte er im letzten Jahr noch in der 2. Liga, doch man konnte sehen, dass er sehr gute Anlagen hat: Kagawa wurde Torschützenkönig in der 2. Liga und man wählte ihn zum Jungstar des Jahres. Dann stieg er mit Cerezo auf und spielte ein knappes halbes Jahr auf konstant hohem Niveau in der J-League.

Sie waren drei Jahre als Profi bei Urawa Red Diamonds aktiv und haben bei dem Klub zwei Jahre als Trainer gearbeitet. Ist die Qualität des Fußballs in Japan eigentlich kontinuierlich besser geworden?

Nein, die Liga hat stagniert – allerdings auf einem recht hohen Niveau. Zum Vergleich: Die ersten vier oder fünf Mannschaften würden in der Bundesliga bestehen, die anderen haben Zweitliganiveau.

"Bei Japanern geht es selten primär ums Geld"

Zudem verdienen die Spieler sehr gut. Ist das große Ziel trotzdem stets Europa?

Klar. Bei den Japanern geht es selten primär ums Geld. Es geht eher um Anerkennung und den eigenen Ehrgeiz. Der japanische Fußballer möchte vor allem sportlich weiter kommen und sich im Ausland bewähren, denn dadurch ist ihm ein sehr hoher Stellenwert im eigenen Land sicher.

Shinji Kagawa ist gerade 21 Jahre alt und landet nun in einer komplett anderen Welt: Er musste sich in wenigen Wochen in einer neuen Kultur zurechtfinden. Woher nimmt er sein Selbstbewusstsein? Generell ist es so, dass sich Japaner sehr akribisch auf neue Aufgaben und Gegebenheiten vorbereiten. Wenn sie sich also etwas vornehmen, wenn sie etwas erreichen wollen, dann nehmen sie sich Zeit. Wichtig ist dabei auch, auf die Leute zuzugehen, die neue Sprache zu lernen und die Kultur zu verstehen – was nicht heißt, dass man die eigene über Bord wirft. Shinji Kagawa ist da nicht anders. Ich nehme ihn bislang jedenfalls als sehr offenen Menschen wahr.

Sind Sie eigentlich ein Ansprechpartner für die Japaner in der Bundesliga? Mit Makoto Hasebe hatte ich viel Kontakt vor seinem Wechsel. Er war ja einer meiner Spieler bei den Urawa Red Diamonds. Wir diskutierten etwa seinen Wechsel im Jahr 2008, als ihm auch vom AC Siena ein Angebot vorlag. Ich wog mit ihm die Vor- und Nachteile der Bundesliga und der Serie A ab. Letztendlich riet ich ihm, nach Deutschland zu gehen. Alleine wegen der Stimmung und der Professionalität der Liga.

"Japanische Trainer wissen auch, wo ihre Schwächen liegen"

In der Europa League traf Kagawa bereits zweimal. Am Samstag folgte sein erstes Tor in der Liga. Viele erstaunt dieser Zug zum Tor. Sie auch?

Weil Japaner nie als Torjäger galten, klar. Japanische Fußballer waren stets gute Dribbler, ausdauernde Läufer und famose Kämpfer. Doch die japanischen Trainer wissen natürlich auch, wo ihre Schwächen liegen. Gerade im internationalen Vergleich, bei großen Turnieren, sind diese immer offensichtlich. Also arbeiten die japanischen Trainer seit einigen Jahren vermehrt am Abschluss.

Kann man Kagawa überhaupt mit Japanern der älteren Generation vergleichen? Zum Beispiel mit Naohiro Takahara?

Das ist tatsächlich schwierig. Zumal die Voraussetzungen ganz andere sind: Kagawa kommt nicht als japanischer Topstar nach Deutschland, er war recht preiswert und ist noch jünger als Takahara damals. Wenn man sie sportlich vergleichen will, stellt man fest, dass Kagawa ebenso lauffreudig und ballsicher wie Takahara ist – allerdings auch zielstrebiger. Er lässt die Schnörkel weg. Was das heißt, haben wir jetzt am Wochenende gesehen.

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