SCF-Coach Robin Dutt herzte seine Spieler, seine Spieler herzten ihre Fans - und Dortmunds Trainer Jürgen Klopp herzte alle, die ihm im Innenraum des badenova-Stadions über den Weg liefen.
Trotz der Niederlage zum Abschluss war der 42-Jährige sichtbar stolz über das zuvor in zwölf langen Monaten Geleiste - entsprechend kurz fiel sein Fazit über die letzte Begegnung der Spielzeit 2009/2010 aus: „Wir wollten unbedingt gewinnen, um nicht mit einem Negativerlebnis aus der Saison herauszugehen. Nach der Führung haben wir den Freiburgern in die Karten gespielt. Trotzdem war das Jahr eine runde Geschichte, auch wenn es nicht perfekt geendet hat.“
Auch sein Gegenüber, Robin Dutt, fasste sich angesichts der bevorstehenden Freiburger Nichtabstiegs-Feier kurz und bilanzierte zufrieden: „Es begeistert mich, dass mein Team erneut so eine tolle Leistung abgerufen hat. Das war der Punkt auf dem ‚i‘. Es ist fast schade, dass die Saison jetzt vorbei ist.“
Während die Freiburger zum Saisonende noch einmal an Schwung zulegen konnten, bestätigte der Dortmunder Auftritt im Breisgau die Vermutung, das Team sei langsam an den körperlichen Grenzen angelangt. Nachdem Lucas Barrios die Borussia mit seinem 19. Saisontor in Führung geschossen hatte (47.), bemühten sich die Schwarz-Gelben sichtlich darum, Kräfte zu schonen - und wurden vom energisch attackierenden SC prompt dafür bestraft.
Denn im Anschluss an Mohamadou Idrissous Ausgleichtreffer (60.) gelang es den Dortmunder nicht mehr, den Schalter noch einmal in die richtige Richtung umzulegen. Das Ergebnis waren die beiden Treffer durch SC-Joker Papiss Cissé, der die Lücken in der ausgepumpten BVB-Hintermannschaft schonungslos ausnutzte (70., 90.+4).
Die gute Laune ließ sich Klopp dadurch jedoch nicht nehmen, stattdessen scherzte er: „Wir konnten schon einmal Europa-Cup-Luft schnuppern. Wir haben schließlich auswärts verloren und sind insgesamt trotzdem weitergekommen.“
In der Tabelle schaffte der BVB zwar nicht mehr den angepeilten Sprung auf Rang vier, doch unterm Strich änderte sich dadurch an der Saisonbilanz nichts: Auch ohne die Saisonpunkte 58 bis 60 absolvierte die Borussia eine ganz starke Spielzeit und darf sich für den Einzug in die Europa League am Sonntag beim jährlichen BVB-Familienfest zu recht von ihren Fans feiern lassen.
„Es war diesmal eine skurrile Situation“, erinnerte sich Klopp im Pressegespräch nach dem Match an die ersten Minuten nach dem Schlusspfiff zurück: „Wir hatten verloren und für zwei, drei Minuten hat es sich auch so angefühlt. Doch dann hat sich der Verstand eingeschaltet und mir klar gemacht, was wir eigentlich erreicht haben.“ Als Fünfter habe man die „logische Platzierung“ - nämlich Rang neun - um vier Plätze verbessert und finanzkräftigere Teams wie Hoffenheim, Stuttgart, Wolfsburg und Hamburg hinter sich gelassen. „Wir kokettieren damit nicht“, freute sich Klopp: „Aber das ist eine Sensation.“
Eine Sensation freilich, die es im kommenden Jahr zu wiederholen gilt - wenngleich die Aufgabe nicht leichter werden dürfte. „Wir werden uns vor keiner Herausforderung verstecken“, gelobte der frühere Mainzer, stellte zugleich jedoch klar, dass man nun keine allzu großen Sprünge auf dem Transfermarkt erwarten dürfe: „Wir müssen sicher den nächsten Schritt unternehmen. Wenn das auf dem Transfermarkt nicht möglich ist, werden wir uns intern noch mehr pushen. Denn wir müssen weiter superseriös wirtschaften.“
Im Klartext bedeudet das: Mit Ausnahme des Polen Robert Lewandowski, der den Sturm verstärken soll und im Falle einer Einigung mit Lech Posen zwischen vier und fünf Millionen Euro kosten dürfte, dürften in erster Linie ablösefreie und entwicklungsfähige Spieler verpflichtet werden. Die Argumentationslinie dafür ist bereits abgesteckt: „Andere sind finanzkräftiger als wir. Aber wir können mit unserer Leidenschaft,, einem fantastischen Stadion und einer tollen Historie punkten.“ Ob das reicht, um potenzielle Kandidaten zur Unterschrift zu bewegen, werden die kommenden Wochen zeigen.