Nach dem UEFA-Cup-Schock schlittert Titelanwärter Schalke 04 immer tiefer in die Krise und geht stürmischen Zeiten entgegen. 71 Stunden nach dem Europapokal-Ko beim AS Nancy verloren die Königsblauen 1:3 (1:1) bei Bayer Leverkusen und verpassten zum zweiten Mal den Sprung an die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga. Dabei zog sich die Mannschaft des nicht mehr unumstrittenen Trainers Mirko Slomka den geballten Zorn der eigenen Fans zu. `Und ihr wollt deutscher Meister sein?´ höhnten die mitgereisten Anhänger. Dabei hatte es für die Gelsenkirchener optimal begonnen. Vor 22.500 Zuschauern in der ausverkauften BayArena brachte Kapitän Marcelo Bordon das Slomka-Team bereits in der sechsten Minute mit einem Kopfball in Führung.
Doch die 1:3-Pleite vom vergangenen Donnerstag in Frankreich wirkte nach: Königsblau gab das Spiel aus der Hand, Gonzalo Castro mit Toren in der 28. und 47. Minute sowie Kapitän Carsten Ramelow (56.) besiegelten die zweite Bundesliga-Pleite der Gelsenkirchener und brachten die mitgereisten Fans auf die Palme. Leverkusen, am Donnerstag durch ein 3:1 gegen den FC Sion anders als die Schalker in die UEFA-Gruppenphase eingezogen, nutzte die schlechte Verfassung des selbsternannten Meisterschaftskandidaten und kletterte indes mit dem ersten Bundesligaerfolg seit dem Auftaktwochenende aus dem Tabellenkeller. `Wir wollen euch kämpfen sehen´ hatten die Schalker Fans schon vor dem Anpfiff gefordert. Zunächst schien sich die Mannschaft diesen Rat auch zu Herzen zu nehmen und wollte die Blamage von Donnerstag schnell vergessen machen. Mit Wucht und Wut köpfte Kapitän Bordon nach einer Ecke seines brasilianischen Landsmann Lincoln den Ball zu Führung in die Maschen. Danach versäumten es die Gäste allerdings nachzulegen. Denn in der Anfangsphase schien den Leverkusenern der UEFA-Cup-Abend deutlich mehr in den Knochen zu stecken. Nach gut 20 Minuten allerdings drehte sich das Spiel.
Castro nutzte einen Konter nach schönem Zuspiel von Andrej Woronin zum 1: 1. Beim Führungstor schlenzte der U21-Nationalspieler den Ball nach einer Faustabwehr von Schalke-Keeper Frank Rost über Freund und Feind hinweg in den Winkel. Ramelow, der nach einem abgewehrten Woronin-Schuss zum 3:1 traf, sorgte bereits frühzeitig für die Vorentscheidung. Während die Schalker Anhänger immer wütender wurden, schaute Trainer Slomka dem Treiben auf dem Platz lange tatenlos zu. Gustavo Varela, der für Rafinha in die Anfangsformation gerutscht war, durfte 63 Minuten lang einen katastrophale Leistung bieten. Erst dann reagierte der Coach - da stand es allerdings bereits 1:3.