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Redelings-Kommentar
Meister S04 mit Nationalspieler Kuranyi

Kommentar: Ben Redelings über Schalker Höhenflüge
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Ich sehe die Szene in Mainz schon vor meinem geistigen Auge. Immer wieder läuft Edu den Gang rauf und runter und hämmert gegen die Türen im Kabinentrakt.

Ausgelassen und fröhlich schreit er dabei: »Deutscher Meister! Ker, wir sind deutscher Meister. Mit zwei BOCHUMERN!!!« Und Lukas Schmitz rennt mit Tränen in den Augen auf Edu zu und fällt ihm jubelnd um den Hals...

Okay, ich muss zugeben, die Szene stimmte schon im Original 1993 in Bremen nicht ganz, als Thorsten Legat seinen Mitspieler Stefan Kohn als Bochumer Komparsen missbrauchte. Aber wie will man anders auf das königsblaue Wunder reagieren, das Felix Magath auf grotesk-humorvolle Art und Weise immer noch klein zu reden versteht.


Bei »Sky«, direkt im Anschluss an das Spiel, hätte er auch ohne Teebeutel zu knechten, weitschweifend übers Wetter dozieren können, als man ihn auf die deutsche Meisterschaft ansprach – und dem Schalker Trainer wäre niemand böse gewesen. Seine feine Ironie (»Wenn wir nen schönen Rasen haben, sieht man auch, dass wir ein bisschen Fußball spielen können«) ist momentan auch für Fußballfans anderer Couleur ansteckend. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich abseits der üblichen Rivalitäts-Folklore den deutschen Meister lieber aus dem Pott als von der Isar sehen würde - auch wenn ich dafür im übrigen Revier einen drüber kriege und weiß, wie überheblich einige Königsblaue mit der Meisterschale in der Hand auftreten werden.

Und ich hätte nie gedacht, dass ich dies einmal sagen würde, doch nachdem ich Kevin Kuranyis beeindruckende 20 Minuten nach der Pause im Pokalhalbfinale live bewundern durfte und Samstag die Art und Weise seiner zwei Tore in Leverkusen durchaus bemerkenswert fand: Der Mann gehört in die Nationalelf – ohne Wenn und Aber!

Vieles, was der altersweise und erfolgsverwöhnte Schalker Trainer richtig macht, würde man sich auch an anderer Stelle wünschen. Besonders seine Konsequenz im Handel (im Pokalhalbfinale einen Führungsspieler wie Rafinha aus disziplinarischen Gründen auf der Bank lassen; mit allen Nachteilen fürs eigene Team) und nicht wie vielerorts zu sehen, dieses windelweiche Agieren mit den üblichen Floskeln drum herum.

In Bochum beispielsweise leben die Spieler seit einigen Jahren in einer seltsamen Scheinwelt. Da darf der gestandene, langjährige VfL-Leader Christoph Dabrowski unwidersprochen folgenden Satz sagen: »Im Erfolgsfall scheint der Mensch etwas nachlässiger zu werden«. »Erfolgsfall«? Weil Bochum am 24. Spieltag 27 Punkte gesammelt hatte? Müssen wir VfL-Fans uns wirklich mittlerweile deutschlandweit den Arsch versohlen lassen, nur weil wir nicht demütig genug den dreimaligen Nichtabstieg unter Koller gefeiert haben? Lasst endlich dieses scheiß Negativdenken und das Gelaber von den wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Im Übrigen kenne ich nur Leute, die im »Erfolgsfall« gierig und nicht träge, müde und nachlässig werden. Aber das sind auch alles Menschen, die nachdem sie ihre Arbeit erledigt haben, am »Erfolg« gemessen werden und nicht darauf bauen dürfen, dass sie auch noch beklatscht werden, wenn sie mal Mist abgeliefert haben. Im Moment wünschen sich die Fans in Bochum einen Anker der Hoffnung – denn am Ende wollen wir schließlich im Revier alle gemeinsam was zu lachen haben.

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