Überraschend schnell machte sich BVB-Stürmer Lucas Barrios nach dem 3:0-Erfolg über Bayer Leverkusen am Samstag aus dem Staub. Interviewanfragen, die nach seinem Doppelpack zuhauf beim Argentinier eingingen, blockte der 25-Jährige freundlich, aber bestimmt ab. Dabei hätte der „Panther“ allen Grund gehabt, sich vor die Kameras und Mikrofone zu stellen.
Denn mit seinem zweiten Doppelpack binnen einer Woche sicherte er nicht nur den Dortmunder Sieg, sondern pirschte sich zugleich an den Führenden der Bundesliga-Torschützenliste – Leverkusens Stefan Kießling – heran.
Während der deutsche Nationalstürmer, der in Dortmund erst zwei Großchancen liegen ließ, bevor er zur Halbzeit angeschlagen ausgewechselt werden musste, 16 Treffer auf dem Konto hat, rangiert Barrios mit 15 Toren auf Rang zwei – und das in seinem ersten Jahr in der Bundesliga.
Die 4,2 Millionen Euro, die der Welttorjäger des Jahres 2008 den BVB gekostet hat, lassen den Torjäger wie ein echtes Schnäppchen erscheinen. 15 Treffer für vier Millionen Euro – das ist eine Quote, auf die so mancher Bundesliga-Manager neidisch ist.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc, der den Barrios-Wechsel im Sommer eingefädelt hatte, verweigerte sich am Samstag solchen Zahlenspielchen: „Für uns sind 4,2 Millionen Euro viel Geld, insofern widerstrebt es mir, von Schnäppchen zu reden.“ Dafür schob er mit einem breiten Grinsen nach: „Ich glaube aber, dass wir das Geld sehr gut angelegt haben.“
Der Ex-Profi plant indes nicht, seine Anlage schon im Sommer wieder auf dem Markt zu veräußern. Auf die Frage, was er tun würde, wenn entsprechende Angebote bei Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke eingingen, reagierte er mit der Gelassenheit eines Mannes, der in den letzten Monaten einiges richtig gemacht hat: „Das wird nicht passieren, denn die Angebote landen zuerst bei mir auf dem Schreibtisch – und die leite ich dann einfach nicht weiter.“
Nicht nur Zorc hält Barrios mittlerweile für unersetzlich. Auch BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball geriet angesichts der beeindruckenden Chancenverwertung des Vollblut-Stürmers ins Schwärmen: „Für die Leute wird jetzt klar, warum er Welttorjäger war, und das er in Chile nicht in einer Operettenliga gespielt hat. Lucas macht bei uns ja auch nicht gerade nur die einfachen Tore.“
Die Zahlen sprechen in jedem Fall für Barrios, der sich mit seiner Quote nicht vor den Dortmunder Topstürmern der jüngeren Vergangenheit – wie etwa Alex Frei oder Jan Koller – verstecken muss.
„Wenn man nachschaut, wann ein Spieler von Borussia Dortmund zuletzt am 27. Spieltag schon 15 Tore auf dem Konto hatte, muss man wohl bis Stephane Chapuisat zurückgehen“, kramte Zorc nach dem Match gegen Leverkusen in seiner Erinnerungskiste, bevor er seinen bisherigen Eindruck von Barrios‘ Qualitäten mit einem einzelnen, voll zutreffenden Wort zusammenfasste: „Lucas ist einfach eine Tormaschine.“