Die Revanche ist geglückt: Auf den Tag genau zehn Jahre nachdem Borussia Dortmund Michael Skibbe entließ, gewann der heutige Eintracht-Coach beim BVB. Der komfortabel scheinende Vorsprung der Dortmunder auf Rang sechs (Werder Bremen) schrumpft damit von acht auf fünf Punkte. Die Eintracht, auf Rang sieben punktgleich mit den Bremern liegend, ist dagegen durch den Auswärtssieg ihrerseits wieder voll in den Kampf um die internationalen Plätze eingestiegen.
„Ich bin unheimlich zufrieden und sehr stolz auf meine Mannschaft“, freute sich Skibbe nach der Partie, die die Eintracht durch die Tore von Benjamin Köhler (8.), Sebastian Jung (65.) und Alexander Meier (74.) letztlich verdient gewinnen konnte. BVB-Coach Jürgen Klopp konnte sich dagegen nur kurz über den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Mats Hummels (17.) und die anschließende Führung durch Lucas Barrios (57.) freuen, nach der Partie überwog der Frust: „Wir waren nicht gut genug, um dieses Spiel zu gewinnen. Wir hatten gegen einen tiefstehenden, leidenschaftlich verteidigenden und super umschaltenden Gegner Probleme und waren dazu bei eigenem Ballbesitz zu unruhig.“
Klopps Analyse traf nicht nur im Hinblick auf die Defensivabteilung der Dortmunder zu, die zum zweiten Mal binnen weniger Tage erneut wie vogelwild agierte. Auch die Offensive der Dortmunder bot reichlich Anlass zur Kritik. Mit Lucas Barrios, Nelson Valdez, Damien Le Tallec und Afrika-Cup-Rückkehrer Mohamed Zidan hatte der BVB zwar vier nominelle Angreifer auf dem Feld, doch im 4-2-3-1-System mussten gleich drei von ihnen (Zidan, Valdez und Le Tallec) auf Mittelfeld-Positionen ausweichen - und das klappte diesmal überhaupt nicht. Anstatt sich auf die Außen zu verteilen und das Feld breit zu machen, zog die Angriffsabteilung der Schwarz-Gelben stets kollektiv in die Mitte und machte so die Räume viel zu eng.
„Wir wollten zielstrebig und gierig sein, nicht aber ungeduldig“, ärgerte sich Klopp, denn genau das machte seine Mannschaft: Bei eigenem Ballbesitz ging es zu ungeordnet und schnell nach vorne, so dass bei einem Ballverlust automatisch große Lücken in der Defensive entstanden. Auch weil im Mittelfeld erneut die ordnende Hand Sven Benders fehlte, der aufgrund einer Reizung im Knie auch gegen Frankfurt pausieren musste.
Kevin Großkreutz, von Haus aus auch eher ein Spieler für die Offensive, sprang für den früheren Münchner ein, schaffte es jedoch - wie Mats Hummels in der Vorwoche - nicht, dem Spiel des BVB Struktur zu geben. Klopp monierte dann auch mit Blick auf die schwache Leistung seiner Mannschaft: „Wir wollten auf einem nicht so leichten Boden richtigen Fußball spielen. Das hat zu vielen Ballverlusten geführt. Insgesamt waren unsere Mittel diesmal nicht die richtigen.“
Nur in einer kurzen Phase nach der Pause sah es so aus, als könnten die Dortmunder die Heimserie von sechs ungeschlagenen Spielen in Folge fortsetzen. Doch nach Barrios‘ elftem Saisontreffer fielen die Dortmunder in die Gewohnheiten von vor der Pause zurück und überließen den überraschend stark auftretenden Frankfurtern das Feld und die Initiative.
„Wenn wir das 2:1 länger hätten halten können, wäre vielleicht mehr drin gewesen. Aber wir waren nicht cool genug“, urteilte Klopp anschließend, gab zugleich jedoch zu: „Der Sieg der Eintracht war verdient. Ich bin nur froh, dass wir am Sonntag nicht gegen die Bayern gespielt haben.“ Gegen die müssen die Borussen allerdings am Samstag antreten - und in der Form von Sonntag könnte es ein äußerst unerfreulicher Betriebsausflug in den Süden der Republik werden. „Wir werden uns jetzt schütteln, arbeiten und dann in den Flieger steigen“, gab Klopp dann auch das Programm für die nächsten Tage vor.
Wesentlich entspannter als der BVB-Trainer konnte dagegen Skibbe, der große Gewinner des Tages, in die Zukunft blicken. Der langjährige Dortmunder, der von 1989 bis 2000 beim BVB aktiv war, kam nach dem Sieg gar nicht mehr aus dem Schwärmen über den Auftritt seiner Schützlinge heraus und strahlte zum Abschied: „In so einem Tempel macht es Spaß, zu gewinnen.“ Für ihn dürfte dieses Gefühl am Sonntag sogar noch einen Tick süßer gewesen sein als für den Rest des Eintracht-Trosses...