Doch beim VfB Stuttgart, der immerhin seit drei Liga-Spielen keinen Punkt mehr abgegeben hatte, endete am Sonntag die Rekordjagd des BVB mit einer bitteren 1:4 (0:1)-Niederlage im „Ländle“.
Vor 42.000 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes Benz Arena hatte Felipe Santana die Stuttgarter mit einem (streitbaren) Eigentor früh auf die Siegerstraße gebracht (14.). Nach dem zwischenzeitlichen BVB-Ausgleich durch Lucas Barrios’ zehnten Saisontreffer (55.) schossen Zdravko Kuzmanovic (77.), Ciprian Marica (88.) und Christian Träsch (89.) den VfB schließlich in einer turbulenten Schlussphase zum verdienten, wenn auch zu hohen Heimerfolg.
„Wir hatten den Gegner eigentlich die ganze Zeit im Griff, haben uns das Leben allerdings zwischendurch selbst schwer gemacht“, analysierte anschließend der trotz der Dortmunder Drangphase zwischen der 55. und 75. Minute vollauf zufriedene VfB-Kapitän Sami Khedira. Kein Wunder, setzte sein Team den BVB mit ihren späten Treffern doch noch schachmatt. Stuttgarts Trainer Christian Gross war mit der Leistung seiner Truppe daher ebenfalls hochgradig einverstanden: „Wir wussten, dass der BVB über die kämpferischen Tugenden ins Spiel kommt Deshalb war es wichtig, dass wir uns dort selbst Vorteile verschaffen. Das haben wir gut gemacht. Es hat mich vor allem sehr gefreut, dass wir am Ende so konsequent waren.“
Während sich die Stuttgarter über den Sprung auf Rang zehn freuten, tauchten über den Köpfen der Borussen-Profis nach der Partie große Fragezeichen auf. Lag es an der Verletzung von Sven Bender, die Jürgen Klopp zur Umbesetzung der zuletzt so erfolgreichen Innenverteidigung zwangen (Felipe Santana ersetzte Mats Hummels, der dafür auf die „Sechs“ vorrückte). Lag es an der frühen Verletzung von Jakub Blaszczykowski, der angeschlagen in die Partie gegangen war und bereits nach 22 Minuten nicht mehr weiterspielen konnte? Oder lag es einfach daran, dass der VfB von Beginn an das Zepter übernahm und den Spieß, den der BVB in den letzten Wochen den Gegnern aufzwängte, diesmal einfach umdrehte? Die Antwort liegt wohl irgendwo dazwischen.
Klopps Fazit klang daher auch weitaus weniger dramatisch, als es das Ergebnis vermuten ließe: „Das Ende der Serie löst in mir nichts besonderes aus. Mir tut jede Niederlage weh. Der VfB hat einen Tick mehr investiert als wir. Deshalb waren die Stuttgarter auch keine unverdienten Sieger. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, die Partie könnte kippen, aber wir haben in dieser Phase den Punch nicht gesetzt.“
Durch die Niederlage erhöhte sich der Rückstand der Dortmunder auf Rang drei - und damit auf den Revierrivalen FC Schalke 04 - zwar auf fünf Zähler, nach unten hin änderte sich allerdings nichts. Der Vorsprung auf Rang sechs beträgt weiterhin acht Punkte, nur Hamburg auf Rang vier ist einen Zähler an den BVB herangerückt.
Bedient wirkten die Borussen dennoch. Zu deutlich war letztlich die Niederlage ausgefallen, als das man sie einfach als Betriebsunfall einsortieren könnte. So haderte etwa Marc Ziegler, der wie so viele seiner Kollegen ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte nicht den besten Tag erwischt hatte, mit der Schlüsselszene in der 77. Minute. Stuttgarts Kuzmanovic hatte ihn da mit einem direkt verwandelten Freistoß in die Torwartecke düpiert und nach der Partie in Erklärungsnot gebracht. „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich nichts sehen konnte“, gab der Keeper zu und wollte daher nicht von einem Torwartfehler sprechen: „Ich reagiere natürlich zu spät. Aber wenn ich die Kugel nicht sehe, kann ich sie eben auch nicht halten.“
Auch Klopp sah in dem 2:1-Führungstor der Schwaben den entscheidenden Moment der Partie. Dass sein Team danach noch zwei weitere, in der Entstehung äußerst unnötige Tore kassierte, wollte er indes nicht zu heftigen kritisieren. Stattdessen bilanzierte er mit Blick auf die große Ausgleichschance von Nelson Valdez (84.): „Wir haben keinen Schock gezeigt, obwohl das Tor genau in der Zeit fiel, als wir dem 2:1 etwas näher schienen.“
Dennoch wird es für Klopp und sein Team in den nächsten Tagen einiges zu analysieren geben, bevor die Borussen am kommenden Sonntag beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt erneut gefordert sind.