Mohamed Zidan wird am Freitag zwar erst 28 Jahre alt, doch wenn die Borussen im Training „jung gegen alt“ spielen, zählt der Ägypter längst zum „alten Eisen“. In dem aktuellen BVB-Team, das einen Altersdurchschnitt von 23,7 Jahren an den Tag legt, fühlt sich der Angreifer dennoch so heimisch wie nie zuvor, seit ihn seine Karriere nach Deutschland verschlagen hat - Home! Sweet Home!
„Ich war beim HSV nur ein Jahr, in Bremen nur ein Jahr, in Mainz nur etwas über ein Jahr. Jetzt ist Dortmund seit eineinhalb Jahren meine Fußballheimat. Und das soll noch lange so bleiben“, bewirbt sich der zweifache Saisontorschütze deshalb vorsorglich schon einmal um einen Termin bei BVB-Sportdirektor Michael Zorc: „Wenn es weiter so gut für mich läuft und der Verein es wünscht, meinen Vertrag zu verlängern, würde ich das sofort tun.“
Eile ist in dieser Personalie allerdings nicht geboten. Zidans Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2012, im meist kurzlebigen Fußballgeschäft ist das eine halbe Ewigkeit. Doch die Aussagen des quirligen Technikers, der in seiner Karriere bislang nicht immer vom Glück verfolgt wurde, zeigen auch: Hier ist jemand erwachsen geworden.
„Ich werde 28 Jahre alt, habe inzwischen 120 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel und 36 Tore geschossen. Ich bin kein junger Spieler mehr“, sieht sich der Nationalspieler, der mit Ägypten nur knapp in der WM-Qualifikation gescheitert war, mittlerweile selbst in der Verantwortung - Eine Erkenntnis, die sich durchaus in seinem Verhalten auf dem Platz niederschlägt.
Fühlt sich wohl in Dortmund: Mohamed Zidan (Foto: firo).
Dribbelte er sich in der Vergangenheit häufig blind in der gegnerischen Abwehr fest, anstatt besser postierte Nebenleute zu bedienen, ist Zidans Spiel mittlerweile deutlich mannschaftsdienlicher ausgelegt. Auch deshalb kommen auf seiner neuen Position im zentralen, offensiven Mittelfeld seine Stärken inzwischen besser zur Geltung.
„Ich versuche jetzt immer für die Mannschaft zu spielen und übernehme Verantwortung“, beschreibt der Africa Cup-Gewinner von 2008 die Veränderungen in seinem Auftreten: „Deshalb achte ich darauf, nicht zu sehr auf Risiko zu gehen, sondern den Ball auch einmal querzuspielen.“
Mit Erfolg - denn zum ersten Mal seit er in Dortmund spielt, darf er sich Stammspieler nennen, „und das ist ein sehr schönes Gefühl.“ 14 Partien absolvierte Zidan bislang in dieser Saison, elfmal stand er dabei beim Anpfiff auf dem Platz. Eine ähnliche Wertschätzung erlebte er zuletzt in Mainz.
Die BVB-Fans, die dem Sommer-Neuzugang des vorletzten Jahres lange skeptisch gegenüberstanden, scheinen Zidans Wandlung ebenfalls wohlwollend aufgenommen zu haben. Musste sich der sensible Profi noch in der Vorsaison häufig laute Pfiffe anhören, wenn er ausgewechselt wurde, schlägt das Pendel mittlerweile in die andere Richtung aus. Am letzten Samstag gab es sogar Standing Ovations für den Mann mit der im Fußball so bedeutungsschwangeren Nummer „10“ auf dem Rücken.
„Im Signal Iduna Park zu spielen, ist immer noch etwas besonderes für mich. In Ägypten spielen wir manchmal auch vor 80.000 Zuschauern, aber in Dortmund ist das Erlebnis viel schöner und intensiver. Wenn diese Wand hinter dir steht, fühlt man sich richtig stark“, ist auch das ein Grund für die frisch gekeimten Heimatgefühle Zidans.