Denn just zu diesem Zeitpunkt hatte Heiko Herrlich im Stuttgarter Schlossgarten-Hotel seine Spieler zum Abendessen um sich versammelt. Und aus Prinzip lief im Speisesaal kein TV-Gerät. So wunderte es niemanden, dass das Angriffs-Duo als erstes die Mahlzeit beendete und auf den Zimmern verschwand. 450 km weiter nördlich dagegen erlebte Anthar Yahia in der Ruhrsport-Reha die Auslosung und jubelte: „Das ist eine interessante Gruppe!“ Seine Algerier messen sich mit England, den USA und Slowenien, dem Team von Mannschaftskamerad Dedic. Yahia: „Ich habe ihn gleich angerufen und ihm für die nächsten Trainingseinheiten Schienbeinschoner empfohlen. Aber Scherz beiseite. Es ist doch auch für den Verein eine gute Sache. Ich denke, hinter England haben alle drei Teams eine reelle Chance auf den zweiten Platz.“
Dabei sieht er seine Mannschaft nicht unbedingt in der Favoritenrolle: „Ich habe großen Respekt vor unseren Gruppen-Gegnern.“ Respekt ja, aber der 40-fache A-Nationalspieler sagt auch unmissverständlich: „Uns geht es wie allen Teams. Keiner fliegt zur WM, um nach der Vorrunde schon wieder draußen zu sein.“ So sieht das auch Dedic: „England ist klarer Favorit. Um Platz zwei wird es ein Dreikampf. Wir sind mit der Auslosung sehr zufrieden. Es hätte schlimmer kommen können.“ Dass es in der Vorrunde zu einem Treffen mit Yahias Algeriern kommt, nahm er mit einem Schmunzeln zur Kenntnis: „Das hat doch etwas. Schließlich haben wir beide unser Land mit den entscheidenden Treffern zur WM geschossen. Das ist auch großartig für unseren Heimatverein.“
Träumt vom WM-Achtelfinale: Stanislav Sestak (Foto: firo).
Auch der Dritte im Bunde träumt vom Achtelfinale. Sestak, der in seinen bisher 31 Länderspielen noch nie gegen Italien, Paraguay oder Neuseeland auflief, ist aus zweierlei Gründen begeistert. Zum einen, weil er sich im letzten Gruppenspiel am 24. Juni in Johannesburg mit Weltmeister Italien messen kann. Zum anderen, weil die Spiele gegen Neuseeland und Paraguay den Slowaken eine realistische Chance auf das Erreichen der Runde der letzten 16 bieten. Sestak: „Ich bin begeistert. Doch jetzt gilt meine Konzentration für die nächsten Monate ausschließlich dem VfL.“ Über die anderen Gruppen waren sich die drei VfLer einig. Der Tenor: Die Gruppe mit Brasilien, Portugal und der Elfenbeinküste ist die schwierigste der acht Vorrunden-Gruppen. Und: Das Losglück ist der deutschen Mannschaft treu geblieben.