Nach insgesamt 12 Spielen in Folge ohne Sieg und drei Monate nach seiner Vertragsverlängerung bis 2008 geht es für Trainer Falko Götz beim Bundesligisten Hertha BSC Berlin um alles oder nichts. Zwar soll Götz nach einem internen Zeitrahmen bis zum 1. April die Chance zur Kurskorrektur erhalten, doch verliert der Hauptstadt-Klub auch gegen das sogar seit 18 Partien sieglose Tabellenschlusslicht 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr/live bei Premiere), ist Götz wohl nicht mehr zu halten.
"Ich weiß, dass der Verein nicht ewig Zeit hat. Am Ende zählen nur die Resultate", sagt Götz, der oftmals in der Vergangenheit betont hat, an den Ergebnissen gemessen werden zu wollen. Und genau diese geben derzeit ein unbefriedigendes Urteil über die Arbeit des 43-Jährigen ab: Peinliches Aus im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten St. Pauli, das verdiente Ausscheiden in der dritten Runde des UEFA-Cups gegen Rapid Bukarest, dazu das Abrutschen in die Bundesliga-Mittelmäßigkeit auf Platz acht.
"Bin ein Kämpfertyp"
"Ich bin ein Kämpfertyp und werde weiter alles für Hertha geben", sagt der Hertha-Coach, der seit dem 1. Juli 2004 im Amt ist und die Berliner schon 2002 für vier Monate betreut hatte. Im Training bekommen dies die seit Wochen torlosen Stürmer zu spüren. Sie müssen Sonderschichten einlegen und den Torabschluss üben - nach Flanken und wüsten Kommentaren ihres Trainers Götz. Doch selbst im Training scheitern Sverkos und Co. aus besten Positionen.
Auch gegen die Undiszipliniertheit seiner Mannschaft auf dem Platz weiß Götz kein Rezept. Allein 2006 kassierten die Spieler sieben Platzverweise und trugen dazu bei, dass der von Verletzungen ohnehin schon dezimierte Kader ständig weiter an Qualität einbüßte. Dabei hatten Götz und Manager Dieter Hoeneß erst in der Winterpause den Strafenkatalog überholt und die Spieler mit schriftlichen Aufsätzen auf ein disziplinierteres Miteinander eingeschworen. Aktionen, die angesichts der vielen Roten Karten als vollkommen fehlgeschlagen bewertet werden müssen und die Frage nach der Autorität des Trainers stellen.
Das macht vor allem die Person Marcelinho deutlich. Der brasilianische Offensivstar mit dem Schuss Genialität, seit Wochen in einem Leistungstief, und Götz können offensichtlich nicht mehr miteinander. Der Trainer drohte im Fachmagazin Kicker nun: "Es wird langsam eng für ihn. Er muss in naher Zukunft die Kurve kriegen." Bislang hat es Götz nicht geschafft, das Beste aus dem exzentrischen Star herauszukitzeln.
Vollkommene Zurückhaltung bei Manager Hoeneß
Auffällig ist, dass sich Manager Dieter Hoeneß in der Trainerfrage vollkommen zurückhält. "An der Diskussion beteilige ich mich nicht", betont Hoeneß seit Wochen. Der erfahrene Manager weiß zum einen, dass in dieser Situation ein Treueschwur ebenso wie ein Ultimatum in der Öffentlichkeit zerrissen werden würde. Zum anderen steht Hoeneß wegen der verfehlten Personal- und Finanzpolitik selbst in der Kritik.
Ungeachtet dessen sind in der Hauptstadt die Spekulationen über die Nachfolge von Götz in vollem Gange. Hoch gehandelt wird Ex-Torjäger Michael Preetz, derzeit Assistent der Geschäftsführung.