Rolf Rojek, der als Moderator gebuchte REL-Reporter Dirk große Schlarmann hat das unattraktive Programm als Spaß-Killer bei der abgesagten SFCV-Party angeprangert. Sehen Sie das auch so?
Das kann man so nicht sagen. Es war ein ausgewogenes Programm für die gesamte Familie. Und der Preis für netto 3,50 Euro war spitze. Aber wenn vier Wochen vor Beginn der Party nur 9.000 Karten inklusive der Freikarten für Kinder abgesetzt wurden, dann ist das ein deutliches Signal, dass den Fans nicht zum Feiern zumute ist. Deshalb haben wir die Reißleine gezogen, auch wenn es uns allen sehr leid tut.
Ihnen selbst offenbar auch nicht. In einem offenen Brief an Ihre Mitglieder sprachen Sie davon, dass der Verein in seiner jetzigen Form nicht mehr „Ihr“ Schalke sei!
Ich habe gesagt, dass ich am Freitag gegen den 1. FC Köln seit 45 Jahren erstmalig ohne Emotionen ins Stadion gegangen bin. Ich bin zum Spiel gegangen, weil ich den Verein liebe und immer lieben werde. Die Mannschaft muss auch uns Fans einmal verstehen. Wir haben in den letzten Monaten alles versucht. Kritik, anfeuern, schreiben und sprechen. Aber unter dem Strich sind wir sang und klanglos im internationalen Wettbewerb und im DFB-Pokal ausgeschieden. Dann haben wir auch das Recht, mal leer, ausgebrannt und sprachlos zu sein.
Sie sind nah dran an der Basis. Denken viele Anhänger wie Sie?
Ja, es gibt sehr viele Fans, die gehen derzeit ins Stadion, weil sie immer gehen. Sie wenden sich langsam von der Mannschaft ab, weil sie der Meinung sind, dass immer mehr Spieler die Philosophie von Schalke nicht kennen und leben. Die Fans lieben den Verein, aber die Mannschaft zurzeit nicht.
Was macht Sie so betroffen?
Die Fans haben ein gutes Gespür dafür, ob man ihnen die Wahrheit sagt oder nicht. Wenn Verantwortliche nach wiederholter schlechter Leistung und schlechten Spielen versuchen, den Fans zu erzählen, dass man einen Aufwärtstrend gesehen hat und alles besser wird, oder nach dem Nikosia-Spiel die Ironiegesänge als Freudengesänge verkaufen, dann fühlen sich die Fans eben verarscht.
Was erwarten jetzt die Anhänger?
Die Saison ist im Großen und Ganzen gelaufen. Letzter Strohhalm ist der 5. Platz. Die Fans wollen, dass es bei Schalke 04 wieder eine Leitfigur und auch eine klar definierte Vereinsphilosophie gibt, der alle folgen können, weil sie sich in ihr wiederfinden können. Wenn alle etwas zu sagen haben, dann hast du zu einem Thema fünf unterschiedliche Aussagen, und in der Außendarstellung ist das Chaos vorprogrammiert.
Haben Sie das auch Ihren Kollegen im Aufsichtsrat gesagt?
Ja, das habe ich. Wir haben eine andere Fangemeinde als in den turbulenten Jahren zuvor. Sie sind ruhiger, disziplinierter und geduldiger geworden. Sie sind kritischer und wachsamer als früher. Aber ihre Geduld ist am Ende. Das habe ich meinen Kollegen schon mehrmals gesagt. Unsere Fans haben Verständnis für eine schlechte Leistung oder sogar für eine ganze verpatzte Saison. Nur muss die Einstellung der Mannschaft stimmen. Nach so blutleeren Spielen, wie wir es leider zu oft in der letzten Zeit gesehen haben, haben die Fans eben die Schnauze voll und werden einfach nur noch sprachlos. Daran hat auch der Sieg gegen den 1.FC Köln nichts geändert. Die Fans sind das wichtigste Kapital des Vereins. Man sollte sie immer ernst nehmen.