Quer- oder Rückpässe wurden von einem Großteil des königsblauen Anhangs trotz der gerade erzielten Führung mit gellenden Unmutsbekundungen bedacht. Andere Zuschauer feuerten die Schalker Mannschaft trotzig an, aber in jedem Fall bleibt festzuhalten, dass die Fans der Gäste aus Köln am Freitagabend in Sachen Stimmung ein Heimspiel hatten. Dass die Auswechslung von Vicente Sanchez die Gemüter noch mehr erhitzte, überraschte dann auch nicht.
Schon eher war befremdlich, dass die Profis nach dem Schlusspfiff auf das Ritual, sich mit einem Gang zur Kurve von den Anhängern zu verabschieden, verzichteten. Manuel Neuer erklärte nach dem Spiel die Gründe: „Wir waren uns in der Mannschaft darin einig, nicht zu den Fans zu gehen, weil trotz des Sieges gepfiffen wurde.“
Über den Kommentar von Jones, der nach der Partie seiner Verärgerung über die Reaktion der Besucher Luft machte, schüttelten „Hardcore“-Schalker wie Michael Funke den Kopf: „Wir waren es doch, die nach Frankfurt und Mainz gefahren sind und sich den Scheiß da angeguckt haben“, entrüstete sich der Wirt der Gaststätte „Anno 1904“.
Auch Oliver Kruschinski vom „Supporters Club“ war geladen: „Die Äußerung ist doch ein Witz. Das hätte ich gerade von Jermaine Jones nicht erwartet.“ Seine Interessenvertretung der passiven S04-Mitglieder hatte schon vor dem Spiel dazu aufgerufen, der Mannschaft nach dem Singen des Vereinsliedes jegliche Unterstützung zu versagen. „Heute gibt es die Retourkutsche. Haben die Frankfurter letzte Woche ja auch geschafft“, war auf der Internetseite des Supporters Club zu lesen.
Es mutet skurril an: Die Schalker Mannschaft spielte genauso durchwachsen wie schon in der ganzen Saison, hat aber immerhin den Anschluss zu den UEFA-Cup-Rängen herstellen können. Doch ein Heimsieg scheint die Wogen keineswegs glätten zu können, im Gegenteil – der Anhang ist zerrissen und in Begriff, sich selbst zu zerfleischen. Krisen können auch zusammenschweißen, aber das ist bei Schalke und seinen Fans augenscheinlich nicht der Fall.