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Ralf Gerlach ist gegen Nazi-Fänger in den Fußballstadien aktiv
"Toleranz ist der wichtigste Gesellschaftswert"

Fans: Ralf Gerlach ist gegen Nazi-Fänger in den Fußballstadien aktiv
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Es war zwar nicht annähernd die große Masse an Menschen, wie einige Wochen zuvor in Köln, die Bochum am Samstag vor zwei Wochen auf die Beine brachte. Etwa 2000 Personen nahmen nach offiziellen Angaben der Polizei an einer vom Deutschen Gewerkschaftsbund veranstalteten Kundgebung unter dem Motto "Wir sind Bochum. Nazis sind es nicht", teil.

Wie zuvor die Mannschaft des 1. FC Köln, die in eigens angefertigten Trikots mit der Aufschrift "Arsch huh, Zäng ussenander!" posierte und so bildlich in der ganzen Domstadt dazu beitrug, die geplante "Anti-Islamisierungskonferenz" der rechtsextremen Parteien "Pro Köln" und "Pro-NRW" zu verhindern, beteiligte sich auch der VfL Bochum in Person von Dirk Michalowski an der Aktion. "Ralf Gerlach und seine Mitstreiter kann ich immer anrufen, wenn ich Hilfe brauche. Für diese Gruppe ist der VfL Bochum weit mehr als ein Stadionbesuch am Wochenende", nickt der Fanbeauftragte.

Zusammen mit Mitgliedern des Bündnisses "Aktive Fans" nahm "Moppel" an der Veranstaltung gegen Intoleranz und Antisemitismus teil. "Unsere Gruppe 'Aktive Fans' ist ein Zusammenschluss mehrerer Einzelpersonen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den VfL Bochum ohne jegliche kommerzielle Absicht zu unterstützen", erklärt Ralf Gerlach, der bereits seit 1975 regelmäßig an die Castroper Straße pilgert. "Wir stammen aus ganz unterschiedlichen Fan-Clubs und wollen etwas mehr machen, als den Verein nur als Anhänger zu unterstützen", erklärt das Mitglied der Fanschar "Kids Club". Die engagierten Anhänger arbeiteten in der Vergangenheit bereits am Leitbild des VfL Bochum ebenso mit wie an der eigenen Antirassismus-Kampagne des Vereins "Dafür! Dagegen! - Für mehr Zivilcourage & gegen Diskriminierung".

So zeigten die Bochumer Flagge gegen die tumben Parolen der Nazis. Deren Demonstrationszug unter der Fahne der NPD stand unter dem Motto 'Deutsche wehrt Euch - gegen Überfremdung, Islamisierung und Ausländerkriminalität'. "Wenn ich so etwas höre und daran denke, dass mein Sohn in die Fänge von solchen Leuten geraten könnte, wird mir schlecht", war es für Gerlach selbstverständlich, persönlich auf dem Dr. Ruer-Platz zu protestieren. "Ich sage ihm immer, dass Toleranz das wichtigste Gut in unserer Gesellschaft ist", könne seine Erziehung daher nicht beim gemeinsamen Besuch von Fußballspielen aufhören.

"Nur zu artikulieren, man sei dagegen, ist da einfach viel zu wenig. Damit erreiche ich keinen. Nur durch Zeigen von Präsenz kann ich diejenigen, die unsere Gesellschaftsform verändern wollen, an den Rand zurückdrängen", findet der Fleischer. "Wenn ich in einem Land lebe, dessen Werte ich mittrage, dann ist es zu einfach zu behaupten, ich sei gegen diejenigen, die sie bedrohen. Dann muss ich diese Werte auch vorleben, sonst überzeuge ich keine anderen Menschen", wollte der 44-Jährige mit seiner Teilnahme deshalb ein deutliches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen. "Obwohl ich nicht den Eindruck habe, dass wir beim VfL Bochum ein besonders empfängliches Pflaster für diese Dumpfbacken sind und mir auch im Stadion eher selten rechtsradikale Parolen auffallen, gilt es jeglichen Anfängen zu wehren", betont Gerlach.

Gerade das Ruhrgebiet als Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen und Menschen stehe in seiner vielfältigen Einzigartigkeit für das friedliche Miteinander der Individuen. "Die Nazis versuchen das mit ihren ewig gestrigen Parolen zu zerstören. Und gehen dafür vor allem an junge, noch nicht ausgereifte Persönlichkeiten heran, die sie mit ihren Sprüchen beeindrucken können", sei nach Gerlachs Auffassung deshalb auch der Staat gefordert, gerade vom Weg abgekommene und vernachlässigte Menschen immer wieder in seine Mitte zurückzuholen. "Jeder muss dabei vor seiner eigenen Haustür anfangen."

Besonders die Erzählungen junger Migranten beeindruckt, die erklärt hätten, "wie gerne sie in Bochum leben", hatten ihn beeindruckt. Damit das so bleibt, gingen Gerlach und 2000 andere Bochumer am 25. Oktober in Bochum auf die Straße.

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