Wo liegt die Gefahr?
Die Gefahr liegt in der unkritischen Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga. Darin, dass man sie nur noch als Glanzprodukt verkauft. Es ist doch ganz klar: Wenn man über sein eigenes Ereignis, das man selber veranstaltet, auch noch selber Berichterstattung herstellt, könnte man die Tendenz haben, schön färberisch zu berichten.
Braucht der Fußball überhaupt eine kritische Berichterstattung? Es ist doch nur ein Spiel.
Sicher ist Fußball nur ein Spiel. Aber Fußball ist auch gesellschaftlich relevant und damit nicht einfach nur ein reines Spiel. Deswegen ist dort eine unabhängige Berichterstattung, die auch Fehlentwicklungen aufzeigt, äußerst wichtig. Nicht nur bei dem, was auf dem grünen Rasen abläuft, sondern auch beim Drumherum.
Wird das Radio der letzte Ort des Fußballs der journalistischen Freiheit sein?
Soweit ist es ja noch nicht. Premiere hat sich jetzt verbal geweigert, vorgefertigte Produkte zu übernehmen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Christian Seifert (Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL, Anm. der Red.) hat gesagt, Deutschland habe den schwierigsten Pay-TV-Markt der Welt und die Grenzen des natürlichen Wachstums seien erreicht. Was meint er damit?
Die Deutschen verfügen über überdurchschnittlich viele Fernsehprogramme und sind eigentlich nicht die typischen Pay-TV-Kunden. Das hat sich schon in der Vergangenheit gezeigt. Die Anbieter, sowohl Premiere als auch ganz besonders Arena, haben mächtig rumkrebsen müssen, um einigermaßen an Kunden zu kommen. Offensichtlich sind die Deutschen nicht so scharf darauf, für Sport, speziell für Fußballbundesliga, Geld zu bezahlen. Schaufelt die DFL mit dieser Entwicklung ihr eigenes Grab?
Soweit würde ich nicht gehen. Man muss das mal weiter beobachten, wie das funktioniert, auch in der Berichterstattung. Aber so eine drastische Formulierung würde ich jetzt noch nicht wählen.
Wie weit kann die Schere denn noch auseinander klaffen zwischen den Fans, die bezahlen, und der Liga und den Vereinen, die kassieren?
Da ist die Grenze ziemlich bald erreicht. Es gibt ja sowieso eine starke Umorientierung - von den Fans, die in guten und in schlechten Tagen zu ihrem Verein stehen, und den Konsumenten, die für 40 Euro eine Karte kaufen und auch schon mal nach 70 Minuten das Stadion verlassen. Von der zweiten Sorte gibt es immer mehr, und diese Tendenz wird sich auch nicht umkehren.
Haben Sie eigentlich Sehnsucht nach den Sechzigern Jahren?
Nein, so eine nostalgische Romantik umflort mich nicht. Ich bin Realist genug, um die Fakten zu sehen, und die sind nun mal komplett anders. Und ich will auch nicht andauernd darüber reden, was für ein toller Fußballspieler der Uwe Seeler gewesen ist. Der Zug fährt nicht mehr zurück in die Vergangenheit.