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Rauball im Interview
"Gewalt ist das zentrale Thema"

Rauball: "Gewalt ist das zentrale Thema"
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Eine Abschaffung der Stehplätze nach englischem Vorbild ist derzeit noch kein Thema, dafür aber ein rigoroses Vorgehen gegen gewaltbereite Fußball-Fans.

Liga-Präsident Reinhard Rauball sieht den deutschen Profifußball aufgrund der anhaltenden Ausschreitungen in der kommenden Dekade vor einer Belastungsprobe.

"Gewalt ist das zentrale Thema des Fußballs in den nächsten zehn Jahren. Davon bin ich fest überzeugt. Das ist ein ganz dickes Brett, das wir da bohren müssen. Ich beabsichtige Gespräche mit den Generalstaatsanwälten und dem neuen Generalbundesanwalt in Karlsruhe", sagte Rauball im Interview mit dem SID.

Der 64 Jahre alte Präsident von Meister Borussia Dortmund will neben den Gesprächen mit den Staatsanwälten auch die Zusammenarbeit mit der Polizei verbessern. "Natürlich ist Dialog mit den Fans unverzichtbar. Wir müssen aber auch überlegen, welche Möglichkeiten es vonseiten der Polizei gibt, um endlich zu verhindern, dass Leute, die strafbare Handlungen begehen wollen, ins Stadion kommen. Beim Thema Pyrotechnik ist die Sachlage ebenfalls klar. Auch wenn einige offenbar nicht akzeptieren wollen, wie gefährlich das Abbrennen von Feuerwerk in einem ausverkauften Stadion ist. Noch gefährlicher wird es, wenn zusätzlich Alkohol im Spiel ist", sagte Rauball.

Noch immer hofft die Deutsche Fußball Liga (DFL), dass es in Zukunft zu einem Selbstreinigungsprozess in der Fanszene kommt. Franz Beckenbauer hatte zudem zuletzt sogar für eine Abschaffung der Stehplätze wie in der Premier League plädiert, doch das kommt für Rauball überhaupt nicht infrage.

"Eine Abschaffung der Stehplätze wird es unter meiner Führung nicht geben. Ich bin der Auffassung, dass Stehplätze zum Fußball dazugehören. Wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen, dass bei uns die Politik eines Tages wie in England per Gesetz Stehplätze abschafft. Dabei stehen aber auch die Fans in der Verantwortung", sagte Rauball.

Ohnehin sei der deutsche Fußball-Anhänger ganz anders gestrickt als der englische Fan. "Die englischen Verhältnisse kann man mit den deutschen nicht vergleichen. In England stellen sich die Menschen auch in einer Reihe an, bevor sie in den Bus einsteigen. Das wäre in Deutschland undenkbar", sagte Rauball.

Trotz der jüngsten Gewaltexzesse im Oberhaus und im DFB-Pokal sieht Rauball die Bundesliga im internationalen Vergleich weiter als Premium-Produkt. "Der zusätzliche Champions-League-Startplatz hat den Kampf um die Spitze in der Bundesliga noch einmal erheblich verschärft. Auch der Abstiegskampf wird gnadenlos sein. Sicher rutscht wieder ein Team in der Rückrunde mit unten rein, das noch gar nicht daran denkt. Auch international sind wir wieder sehr gut aufgestellt. Leverkusen und München stehen in der K.o.-Phase der Champions League, Hannover und Schalke haben die nächste Runde in der Europa League erreicht", sagte Rauball.

Bedeckt hielt sich der BVB-Präsident, der am 25. Dezember im "kleinen Kreis" seinen 65. Geburtstag feiern wird, beim Thema Fernsehrechte. Die Ausschreibung der audiovisuellen Medienrechte ab der Spielzeit 2013/2014 beginnt noch vor Weihnachten. Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuletzt ins Gespräch gebracht, dass die Klubs der 2. Liga in Zukunft prozentual weniger erhalten sollten.

"Ich halte sehr viel davon, das Fell des Bären erst dann zu verteilen, wenn er erlegt ist. Zunächst einmal müssen wir den Abschluss des Ausschreibungsverfahrens abwarten. Dann werden wir sehen, wie das Geld verteilt wird", sagte Rauball und fügte mit Blick auf die möglichen Erlöse hinzu: "Ich werde den Teufel tun, irgendwelche Wunschzahlen zu nennen. Denn das wird sicherlich eine knallharte Ausschreibung, auf der anderen Seite sitzen schließlich auch Leute, die rechnen können - und müssen. Nicht nur, dass wir einen der schwierigsten Medienmärkte der Welt haben: Andere europäische Ligen wie England und Spanien hatten zuletzt einstelliges Prozent-Wachstum, in Frankreich und beim DFB-Pokal sind die Einnahmen sogar gesunken."

Ein großes Thema bei der Mitgliederversammlung der 36 Erst- und Zweitligisten war auch das Financial Fair Play im internationalen Fußball. Dabei sieht Rauball Probleme auf die Europäische Fußball-Union (UEFA) zukommen, wenn es um Sanktionen geht.

"Wenn Manchester City mit umgerechnet 228 Millionen Euro Verlust im Jahr abschließt, dann sind die Verluste höher als der gesamte Umsatz. Und wenn ein Klub nicht zugelassen wird, dann muss er wissen, dass das aus eigenem Verschulden passiert ist. Zum Problem wird das Ganze, wenn die Vereine nach einem Ausschluss unabhängig von den Entscheidungen der Sportgerichte und des CAS die staatlichen Gerichte anrufen. Jeder weiß, wie lange solche Verfahren dann dauern. Und wenn ein Urteil erst nach mehreren Jahren Rechtskraft erlangt, dann torpediert das den ganzen Wettbewerb."

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