Zwischen 2.900 und 3.000, hauptsächlich junge Menschen, sind in Deutschland derzeit davon betroffen, vor allem die Ultragruppierungen haben sich den Kampf dagegen auf die Fahnen geschrieben. „Stadionverbote halten uns nicht auf“, heißt es dann, „Gegen alle Stadionverbote“ oder „Ausgesperrte immer bei uns“. Auch in Dortmund sind bei jedem Heimspiel Banner mit Schriftzügen wie „Sektion Stadionverbot“ oder „Stadionverbotler haltet durch“ zu sehen. Rund 200 Fans der Borussia sind nach Angaben des Vereins derzeit mit einem „SV“ belegt, das entweder vom Verein oder dem DFB ausgesprochen werden kann.
Interessant ist dazu eine Statistik aus dem Jahr 2007, die damals das Online-Magazin „Stadionwelt“ veröffentlichte. Damals hatte der BVB insgesamt 103 Personen mit Stadionverboten belegt, lag damit aber noch hinter den Reviernachbarn Schalke (140), Duisburg (135) und Essen (117). In einem Pilotprojekt geht der BVB nun aber einen Schritt auf die betroffenen Anhänger zu. Durch Sozialarbeit soll vor allem „Ersttätern“ die Möglichkeit gegeben werden, die Strafe auszusetzen. Und zwar durch soziale Arbeit in Dortmunder Einrichtungen, wie Altenheimen oder bei der Jugendhilfe. Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer der Schwarz-Gelben, allerdings stellt unmissverständlich klar: „Wir verlangen denen etwas ab. Es wird nicht reichen, mit Jugendlichen zehn Stunden Tischtennis zu spielen.“
Zustande gekommen ist das Pilotprojekt an einem Runden Tisch, an dem neben dem Verein, den Fans und der Polizei auch Propst Andreas Coersmeier Platz nahm. Der BVB-Fan und Dortmunder Stadtdechant soll im Falle von Stadionverboten objektiv, sachlich und abgefedert urteilen. „Andreas Coersmeier ist von allen Seiten geachtet, ein Mann Gottes und ein Mann des Wortes“, erklärt Watzke die Entscheidung, den Propst mit ins Boot zu holen. „Durch ihn wollen wir das Verfahren objektiver und transparenter machen“, ergänzt Christian Hockenjos, Direktor für Verwaltung und Organisation. Coersmeier erklärt indes: „Wir wollen da genauer hinschauen. Zwischen Alles oder Nichts gibt es immer etwas.“
Sollte nun also ein junger BVB-Fan kurz vor einem Stadionverbot stehen oder dieses schon erhalten haben, kann er beim Verein einen Antrag auf Aussetzung seines Verbots stellen. Dann entscheidet der Klub zusammen mit Andreas Coersmeier, ob dieser Fan „resozialisiert“ werden kann. Falls ja, muss der Fan beispielsweise im Altenheim ran. Für jeden ausgesetzten Monat veranschlagt der BVB dabei etwa drei Arbeitsstunden, sodass der Fan nach gut einer Woche gemeinnütziger Arbeit wieder zurück ins Stadion darf.