Ganz in unserer Nähe gab es mal eine Stadt, deren Bewohner unfassbar reich waren. Sie kannten so Worte wie Arbeitslosigkeit, Kinderarmut, Suppenküchen und Sozialtransfers nur aus dem Fernseher, wenn dort mal wieder Berichte aus dem armen Süden des Landes gezeigt wurden. Um den reichen Bürgern der Stadt etwas Zerstreuung zu bieten, gab es eine Fußballmannschaft. Am Wochenende gingen dann die Bürger in die Arena, um ihrer Mannschaft beim Ballspiel zuzuschauen. Die Athleten dagegen waren so arm, dass sie noch nicht einmal etwas Vernünftiges zu essen hatten. In den ersten beiden Wochen des Monats gab es nur Hackfleisch und den Rest des Monats wurde selbst dieses noch gestreckt. Irgendwann reichte es den Sportlern und sie gingen auf die Straße. Vor dem Bürgermeisteramt riefen sie: „Wenn ihr uns nicht an eurem Reichtum teilhaben lasst, spielen wir nicht weiter.“ Einer von ihnen hielt ein Plakat mit der Aufschrift „Reichtum für alle“ hoch. Als der Bürgermeister dieses sah, dachte er, eigentlich haben sie recht und versprach den armen Spielern, seinen Säckel für sie zu öffnen. Damit waren alle zufrieden und die unfassbar reichen Bürger konnten nun ihrer Mannschaft auf Augenhöhe zujubeln.
Bis zu nächsten Märchenstunde,
Euer Micha.