Dann das Match in Oberhausen und die erneuten Rücktrittsdrohungen von „Peter dem Großen“. Als Bonbon auf die ohnehin schon miese Stimmung an der Wedau gibt’s jetzt auch noch die Horror-Diagnose für MSV-Goalgetter Sandro Wagner.
Sensationserfolg in Gladbach
Kreuzband kaputt, mindestens sechs Monate Pause. Die Situation rund um den MSV könnte schlechter nicht sein, der saisonale Tiefpunkt ist derzeit definitiv erreicht. Oder steht uns das schlimmste etwa noch bevor? Doch der Reihe nach. Auch wenn es derzeit schwer fällt, versuche ich die Geschehnisse einmal in aller Ruhe der Reihe nach abzuarbeiten. Da war zunächst also einmal das Match in Gladbach. Die Zebras spielten leichtfüßig auf, ließen die Fohlen laufen und zogen am Ende verdient in die nächste Cup-Runde ein.
Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab
"Hacke, Spitze - eins, zwei, drei!"
Nur drei Tage später war in Oberhausen alles anders. Und dass, obwohl im Stadion Niederrhein genau die gleiche Anfangsformation auf dem Platz stand wie in Gladbach. Doch Fußball gespielt hat der MSV nicht. Schlimm ist diese Tatsache alleine nicht, schließlich kickt Duisburg nur in Liga zwei und zwischen Rostock und München (1860) werden die Spiele vor allem über den Kampf entschieden. Vorgemacht wie es geht, haben es die Kleeblätter. Oberhausen kämpfte 90 Minuten lang Fußball, Duisburg spielte stattdessen lieber "Hacke, Spitze - eins, zwei, drei!"
Exemplarisch für die ebenso arrogante wie leidenschaftslose Vorstellung der Meidericher stand für mich der Brasilianer Caiuby. Anscheinend hat der junge Mann noch nicht kapiert, dass er nicht bei Real Madrid angeheuert hat, sondern an der Wedau. Deshalb versuche ich es an dieser Stelle einmal mit einer direkten Ansprache, die gewissermaßen als eine Art Handlungsanweisung für den Offensiven Neuzugang zu verstehen ist: "Herr Kai-Uwe, Sie sind hier im Ruhrgebiet und nicht in Mailand oder Madrid. Dazu kommt der bedauerliche Umstand, dass Sie in der zweiten Liga kicken. Also hören Sie endlich auf zu zaubern und fangen Sie endlich an zu kämpfen. Die Stichwörter, die es zu berücksichtigen gilt, heißen: Kratzen, beißen, kämpfen, ihre feinen Hackentricks und 'Einer-gegen-Zehn-Sololäufe' sind nichts als brotlose Kunst und deshalb unerwünscht."
Ebenso unerwünscht beim MSV ist wohlmöglich auch bald Peter Neururer - und das nicht etwa weil der Klub den Coach vor die Tür setzt. Vielmehr erwägt der frühere Bochum-Coach aus eigenen Stücken die Brocken hin zu schmeißen. Spielt die Elf am Freitag gegen Union erneut unter aller Sau (Zitat Neururer: „Noch so ein Auftritt und ich bin weg“), will der Fußballlehrer die Reißleine ziehen. Um spätestens kommende Woche in Bochum anzuheuern...
Rücktrittsgerede nervt gewaltig
Letzteres hat Neururer zwar nie erwähnt, dennoch liegt für mich die Richtigkeit eines solchen Szenarios jedenfalls nicht im Bereich des völlig Unmöglichen. Ob das Eintreten der von mir erwähnten Möglichkeit nun langfristig gesehen positiv oder negativ für den Klub sein wird, liegt gänzlich im spekulativen Bereich. Fest steht: Neururer ist nur ein Trainer auf Zeit, die dauernden Rücktrittsandrohungen nerven gewaltig. Geht der bekennende Harly-Fan jetzt nicht, dann spätestens zum Saisonende, wenn der MSV den Wiederaufstieg in die Bundesliga wieder einmal verpasst hat.
Das tut weh: Sandro Wagner muss unters Messer und fällt gute sechs Monate aus.
Die Tatsache, dass Sandro Wagner nun runde sechs Monate ausfallen wird, steigert die Chancen auf eine Kehrtwende zum Positiven jedenfalls nicht gerade. Was bleibt ist der Pokal. Doch auch hier passt die Auslosung am Samstag zum derzeitigen Stimmungsbild. Augsburg auswärts, nur Bayern, Schalke oder Bremen in der Fremde wären noch schlimmer gewesen.
Doch eine Hoffnung bleibt. Vielleicht hat bis Ende Oktober- dann findet die Partie in Oberschwaben statt- der Zauberer Caiuby ja auf wundersame Weise aus einer ihm übermittelten Handlungsanweisung gelernt, und schießt den MSV in die nächste Pokal-Runde. Mit der Picke versteht sich.