Für gewöhnlich lautet das Fazit nach solchen Spielen, dass eine vermeintlich stärkere Mannschaft einem vermeintlich schwächeren Gegner drei Punkte abringen konnte.
Auf Schalke wurde am Sonntag auch gerungen. Besonders der FC Schalke rang – und zwar mit einem Spielgerät namens Ball und den eigenen Unzulänglichkeiten. Ein gebrauchter Tag, wie man so schön sagt. Die leckgeschlagene Arena ein eiskalter Tempel, die sportliche Darbietung noch weniger erwärmend. So hatte ich mir den Start in die Rückrunde eigentlich nicht vorgestellt!
Westermann konnte Stockfehler Nummer 239 bis 251 in der laufenden Saison für sich verbuchen, Bordon zeigte mehr Unsicherheiten als in allen vorangegangenen Spielzeiten für Königsblau zusammen, Kuranyi hatte einen einzigen nennenswerten Ballkontakt, der glücklicherweise zum Siegtor führte, die Abwehr schien erst halbwegs zu funktionieren, nachdem die vom VfL Wolfsburg umworbenen Höwedes und Rafinha auf ihre angestammten Positionen zurückbeordert wurden. Und der Rest der Mannschaft demonstrierte hinsichtlich des spielerischen Vermögens exakt das, was ein Arbeitssieg mit dem denkbar knappsten aller Ergebnisse vermuten lässt, nämlich wenig bis gar nichts.
Dass wir uns nicht falsch verstehen: Über Sieg und Tabellenplatz darf man sich freuen. Aber die Gesamtsituation des Vereins lässt einfach keine Gleichgültigkeit gegenüber dem Zustandekommen dieser im Grunde fast märchenhaften Ausgangslage zu. Der Unterschied zu früheren Jahren, als ein Überwintern auf einem CL-Platz noch für Millionenumsätze an Autofähnchen und Pappmeisterschalen gesorgt hätte, besteht allerdings darin, dass das unbedingt notwendige Erreichen eines sportlichen Minimalerfolges wie ein Damoklesschwert über dem Schalker Feld und den Gemütern des Fananhangs schwebt. Jeder nicht gewonnene Punkt, jeder verlorene Platz in der Tabelle wird am Ende darüber entscheiden, ob und welche Spieler im Sommer abgegeben werden müssen. Die Dramatik dieser Saison liegt für uns Schalker also in den gnadenlosen Sachzwängen, aus denen wir uns nur schrittweise befreien können, aber nichts weniger als befreien müssen. Der Blick auf die Tabelle ist demnach auch immer ein bedrohlich realistischer Blick in die Zukunft. Glaskugeln werden nicht länger benötigt.
Womit wir wieder beim Arbeitssieg gegen den befreundeten "Club" aus Franken wären. Der bescheidene Auftritt unserer Truppe konnte mich trotz gegenteiliger Hoffnungen nicht wirklich überraschen. Auch die verhaltene Stimmung auf den Rängen war vorhersehbar. Denn Fußballprofis und Fans funktionieren eben nicht nach klar umrissenen Verlaufsplänen. Angst bräuchten wir aber erst dann zu haben, wenn alle Beteiligten samt und sonders aufhörten, an sich zu arbeiten. Doch da wären ja auch immer noch ein Felix Magath und die Aussicht, im anstehenden kleinen Derby, gemeinsam den nächsten Schritt in die Zukunft zu machen...