Das Selbstvertrauen war angeschlagen bei den Bergischen. Fünf Spiele hatte der Wuppertaler SV zuletzt nicht mehr gewinnen können. In der Derby-Generalprobe gegen Erndtebrück setzte es sogar eine 0:4-Klatsche. Nach dem 3:1-Sieg gegen Rot-Weiss Essen war davon nichts mehr zu sehen.
Ex-Essener Gino Windmüller lief gut gelaunt durch die Katakomben des Stadion am Zoo, scherzte mit seinen Kollegen und den anwesenden Medienvertretern. Auch WSV-Trainer Britscho stand das Lächeln im Gesicht. „Das wird mir auch nicht mehr weichen“, sagte er auf der Pressekonferenz nach der Partie. Auch als während seiner Ausführung das Telefon eines Journalisten klingelte, blieb Britscho cool: „Wie teuer ist das?“, fragte er. Auf die Antwort 15 Euro konterte er: „Mach mal eine Null dran und dann reden wir nicht mehr drüber.“
Reden wollte er allerdings über den überraschend deutlichen Sieg und die drei Tore von Enzo Wirtz, der noch am Samstag erst zur Halbzeit eingewechselt wurde: „Ich könnte mich hier hinstellen und sagen, dass alles wie besprochen funktioniert hat, aber so war es nicht. Enzo ist ein absolutes Arbeitstier. Wenn jemand so arbeitet wie er, wird es Tage geben, an denen er sich belohnt.“
Und wie er das gegen RWE hat. Der ehemalige Spieler des FC Wegberg-Beeck erzielte alle drei WSV-Tore. Den Ausgleich gar mit einem Fallrückzieher. Wegen diesem bekam er vom Trainer den neuen Spitznamen Cristiano, in Anlehnen an Cristiano Ronaldo, der vor gut einer Woche ebenfalls mit einem sehenswerten Fallrückzieher gegen Juventus Turin in der Champions League getroffen hat. „Sehr, sehr geil dieses Tor. Das war doch schöner als das Original“, feierte er den Linksaußen. „Dieses Tor werde ich mir in der Nacht noch 17 mal angucken.“
Ein weiteres Lob verteilte der Nachfolger von Stefan Vollmerhausen noch an die Zuschauer. Deren Support hätte diese Leistung gerade erst möglich gemacht: „Sie haben auch nach dem Gegentor fantastisch weitergemacht und der Mannschaft Kraft gegeben.“ Was man vom Gästeblock aufgrund des Stimmungsboykotts nicht gerade behaupten kann. Von daher sprach Britscho noch einen Wunsch für die neue Saison aus: „Ich wünsche mir für beide Vereine, dass sie nächstes Jahr da stehen, wo sie es sich vorstellen.“ Dann gäbe es auch wieder etwas mehr Derby-Atmosphäre.