In England gehört der Fußball zu Weihnachten wie der Tannenbaum oder Geschenke. Am Boxing Day, dem zweiten Feiertag, rollt der Ball traditionell in der Premier League. In diesem Jahr findet sogar eine Partie an Heiligabend statt.
Hierzulande ist das anders - zu diesem Zeitpunkt ruht der Betrieb in den Profiligen und die Spieler befinden sich im Urlaub. Doch das war nicht immer so: 1977 gab es einen deutschen Boxing Day. Der FC Schalke 04 war bei Fortuna Düsseldorf zu Gast. Weisse noch?
Anlässlich des DFB-Pokalviertelfinals standen sich die Westklubs damals gegenüber. Hintergrund: Wenige Tage zuvor hatte das Duell im Gelsenkirchener Parkstadion auch nach der Verlängerung keinen Sieger gefunden. Und so sollte, wie damals üblich, die Entscheidung über den Halbfinal-Einzug per Wiederholungsspiel ermittelt werden.
Das wurde für den zweiten Weihnachtstag angesetzt - und stieß in Fankreisen auf großes Interesse. 50.000 Zuschauer kam ins Rheinstadion. Nur hatten die Gastgeber den Andrang deutlich unterschätzt und zu wenige Karten gedruckt.
Um ein großes Chaos beim Einlass zu vermeiden, öffnete das Ordnungspersonal letztendlich die Stadiontore, und auch Zuschauer ohne gültiges Ticket strömten Medienberichten zufolge hinein.
Dadurch verzögerte sich der Einlass, so dass noch nicht alle Fans auf ihren Plätzen waren, als es zum ersten Höhepunkt der Partie kam: Schalkes Rekordtorschütze Klaus Fischer vergab einen Elfmeter und damit die große Chance auf die Führung (34.).
Das sollte sich im zweiten Durchgang rächen: Egon Köhnen (69.) erzielte das 1:0 für die Fortuna. Darauf fand S04 keine Antwort mehr, der Treffer der Düsseldorfer Klublegende reichte für den Einzug ins Halbfinale.
Düsseldorf: Daniel – Brei, Zewe, Zimmermann, Baltes – Köhnen, Schmitz (40. Szymanek), K. Allofs – Lund, Hickersberger, Seel
Schalke: Maric – Suurbier (74. Lander), Rüssmann, Fichtel, Schipper – Lütkebohmert, Bittcher, Bongartz, Dubski – Abramczik, Fischer
Tor: 1:0 Köhnen (69.)
So kassierten die Königsblauen zum Ende der Weihnachtszeit einen Stimmungsdämpfer, während der Sieg die Fortuna noch weit führen sollte: zunächst bis ins Endspiel, in dem sie zwar dem 1. FC Köln mit 0:2 unterlag.
Allerdings qualifizierten sich die Landeshauptstädter für den Europapokal der Pokalsieger. Auch dort schaffte es Düsseldorf bis ins Finale, unterlag im Mai 1976 erst nach Verlängerung dem FC Barcelona. Vielleicht hätten die Fortuna an Weihnachten ja mehr Glück gehabt.