Nach dem erst am Ende überzeugenden, kühl heruntergespielten 3:1 (1:0) gegen Polen trifft die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps auf England oder Senegal. Im Duell der Torjäger stach Doppelpacker Mbappe (74. und 90.+1) Robert Lewandowski (90.+9, Handelfmeter nach Videobeweis) aus, zuvor hatte er bereits Olivier Giroud ein Rekordtor aufgelegt (44.).
Mbappe hat nun wie Lionel Messi neun WM-Tore erzielt, für Frankreich ist es die dritte Viertelfinalteilnahme in Serie bei einer WM - 2014 war die Equipe Tricolore in der Runde der letzten Acht an Deutschland gescheitert. Polen, das erstmals nach 36 Jahren wieder die K.o.-Runde erreicht hatte, hielt phasenweise überraschend gut mit, besaß jedoch nicht die individuelle Klasse des Titelverteidigers. Zumal dieser wieder in Bestbesetzung antrat.
Deschamps rotierte nach dem letzten Gruppenspiel gegen Tunesien (0:1) wie erwartet gleich neun Mal und schickte im Al-Thumama-Stadion von Doha seine Premium-Auswahl auf das Feld. Somit stand auch Hugo Lloris wieder im Tor, er zog mit seinem 142. Länderspiel mit Rekordhalter Lilian Thuram gleich. Überzeugend war die Leistung des französischen Kapitäns aber nicht.
Auf Lewandowski wollten die Franzosen wenig überraschend ein besonderes Augenmerk legen. „Man muss seinen Einfluss auf das Spiel einschränken, er ist sehr clever, technisch beschlagen und setzt seinen Körper intelligent ein“, sagte Deschamps und warnte: „Ihm reicht eine Chance.“ Viele bekam der Torjäger nicht. Lewandowski war sehr aktiv, lief viel - rieb sich aber auch auf.
Gegen die kompakt stehenden Polen brachten die Franzosen auch über Mbappe und Ousmane Dembele über rechts nur selten Tempo ins Spiel, phasenweise überließen sie dem Außenseiter sogar die Initiative. Das wäre bei einer Dreifachchance der Polen fast ins Auge gegangen: Lloris und Theo Hernandez blockten zwei Versuche von Piotr Zielinski, Raphael Varane klärte bei den Schuss von Jakub Kaminski auf der Linie (38.).
Neben Mbappe, der über die linke Seite Dampf machen sollte, stand auch der Mann in Giftgrün im Mittelpunkt: Wojciech Szczesny. Polens Torwart, der seine Mannschaft unter anderem mit zwei gehaltenen Elfmetern den ersten Achtelfinaleinzug seit der WM 1986 ermöglicht hatte, entschärfte die Versuche der Franzosen souverän - bei den Treffern von Giroud und Mbappe war er allerdings machtlos.
Girouds Treffer kurz vor der Pause fiel nach dem bis dahin couragierten, aber oft zu unüberlegten Auftritt der Polen fast aus dem Nichts. Der Mittelstürmer schoss sich nach einem Traumpass von Mbappe an die Spitze der Torjäger der Franzosen: Mit seinem 72. Treffer im 117. Länderspiel verdrängte der Angreifer Thierry Henry auf Rang zwei. Für Giroud war es der dritte Treffer in Katar.
Nach dem Seitenwechsel agierte Frankreich etwas souveräner. Ruhe kehrte aber erst durch Mbappes erstem Tor ein.