Der WM-Geheimtipp Dänemark hat die hohen Erwartungen bei seinem ersten Turnierspiel noch nicht erfüllt. Gegen den lautstark unterstützten Außenseiter Tunesien mühte sich der EM-Halbfinalist am Dienstag bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zu einem 0:0. Erst in der zweiten Halbzeit kamen die Dänen überhaupt zu Torchancen. Ihr Auftritt in Al-Rajjan blieb dennoch dünn. In der Nachspielzeit wurde ein möglicher Elfmeter für Dänemark geprüft, aber nicht gegeben.
Dänemarks Star Christian Eriksen lief 17 Monate nach seinem Zusammenbruch bei der EM 2021 zum ersten Mal wieder bei einem großen Turnier auf. Die Tunesier nahmen auf diesen für ihn so emotionalen Moment jedoch keinerlei Rücksicht. Der Mittelfeldspieler Aissa Laidouni grätschte den Spielmacher von Manchester United schon in der ersten Minute an der Seitenlinie um und feierte diese Aktion mit einer Jubelgeste Richtung Publikum.
Dort saßen zehntausende tunesischer Fans - weit mehr als die Hälfte der 42 925 Zuschauer im Education City Stadion unterstützten die Nordafrikaner lautstark. Teams aus der arabischen Welt wie Tunesien oder Marokko haben bei dieser WM einen großen Vorteil. Ihre Anhänger flogen aus der Heimat nach Katar oder leben bereits als Gastarbeiter dort.
Und diese massive Heimspiel-Atmosphäre schüchterte die Dänen spürbar ein, obwohl ihr Torwart Kasper Schmeichel noch am Vortag gesagt hatte: „Wir kennen so etwas. Das ist für uns kein Problem.“
Tunesien: Dahmen - Bronn, Meriah, Talbi - Drager (ab 88. Kechrida) , Skhiri, Laidouni (ab 88. Sassi), Abdi - Ben Slimane (67. Sliti), Msakni (ab 80. Hannibal) - Jebali (ab 80. Khenissi).
Schiedsrichter: Cesar Ramos (Mexiko)
Tore: -
Zuschauer: 42.925 (in Ar-Rayyan)
Gelbe Karten: Kristensen, Jensen / Khenissi
Tatsächlich aber spielten die klar favorisierten Dänen lieber den Sicherheitspass, wenn sich mit etwas mehr Risiko deutlich größere Räume aufgetan hätten. Und sie blieben immer wieder im Angriffsdrittel hängen, weil ihrem Spiel jegliches Tempo fehlte. Trainer Kasper Hjulmand reagierte auf diesen trägen Vortrag, indem er allein in den ersten 65 Minuten zwei Mal die Taktik änderte.
Tunesien war zumindest eine Halbzeit lang deutlich griffiger, zielstrebiger - und gefährlicher. Ein Tor von Mittelstürmer Issam Jebali wurde in der 23. Minute wegen Abseits nicht gegeben. 20 Minuten später scheiterte der Angreifer des dänischen Clubs Odense BK freistehend an Torwart Schmeichel (43.).
Die Dänen wurden in der zweiten Halbzeit druckvoller und machten ihrem Gegner die Abwehrarbeit nicht mehr ganz so leicht. Aber auch ein Tor von Andreas Skov Olsen in der 55. Minute zählte wegen Abseits nicht. Dazu scheiterte Eriksen mit einem Distanzschuss an Tunesiens Torwart Aymen Dahmen (69.). Und auch der kurz zuvor eingewechselte Andreas Cornelius köpfte aus kurzer Distanz nur an den Pfosten (70.).
Und so begann diese WM für die Dänen auch sportlich mit einer Enttäuschung. Kapitän Simon Kjaer trug wie alle anderen europäischen Kollegen keine Spielführer-Binde, die für Toleranz und Vielfalt werben soll. Auch die Trainingsshirts mit der Aufschrift „Menschenrechte für alle“ waren ihnen von der FIFA schon vor der Anreise nach Katar untersagt worden. So blieb als einziger Ausdruck des Protests ein nahezu einfarbiges Trikot, auf dem die Logos des Verbands und des Herstellers kaum zu sehen sind. Der dänische Ausrüster möchte bei dieser WM „nicht sichtbar“ sein.