Die verrücktesten Geschichten schreibt eben der Fußball – vor allem die Pokalwettbewerbe sind für kleinere Vereine ein echtes Highlight. Sie bieten die Chance, sich mit höherklassigen Mannschaften zu messen und zu neuen fußballerischen Sphären aufzusteigen. So sah es auch bei der Viertelfinal-Paarung SC Phönix gegen ESC Rellinghausen aus: Die Rollen waren klar verteilt. Schließlich steht Rellinghausen in der Landesliga auf Platz sieben, der SC Phönix spielt in der Kreisliga A – dort mischen die Männer von Trainer Arndt Krosch allerdings kräftig im Aufstiegsrennen mit. Nach dem Spielende: Grenzenloser Jubel bei Phönix und lange Gesichter bei Rellinghausen.
ESC-Coach Marco Guglielmi knabbert an der Niederlage und macht aus der Enttäuschung keinen Hehl: „Als Landesligist musst du gewinnen. Aber Phönix war ab der ersten Minute galliger und heißer auf jeden Ball. Deswegen sind sie auch in der ersten Hälfte verdient in Führung gegangen.“ In der zweiten Hälfte sei es nicht gelungen, den Standard zum 2:0 durch Pierre Kretschmann zu verteidigen. Der Italiener bemängelt die Einstellung, sieht aber auch bei sich einen Fehler: „Ich muss auf meine Kappe nehmen, dass ich die Jungs nicht genug motiviert und heiß gemacht habe, so ein Spiel ist ja reine Kopfsache.“ Er gibt zu: „Meine Stimmung ist schlecht und der Mannschaft geht es nicht besser. Bei so einer Leistung müssen sich alle Gedanken machen.“
Gebt ohne Zwänge Vollgas, wenn's bei jemandem nicht mehr geht, wechseln wir.
Arndt Krosch
Beim SC Phönix herrscht dagegen heile Welt. Trainer Krosch spricht seinem Team ein großes Kompliment aus: „Es war eine überragende Mannschaftsleistung. Wir hatten mehr Torchancen und haben verdient gewonnen, auch wenn Rellinghausen in der 80. Minute einen Elfmeter hätte bekommen können. Aber wenn man in der Liga oben steht, hat man auch mal das Quäntchen Glück.“
Generell habe seine Truppe einen Lauf, jetzt, da alle nominellen Stammspieler wieder mit von der Partie seien: „Ich habe den Jungs vorher gesagt: Gebt ohne Zwänge Vollgas, wenn's bei jemandem nicht mehr geht, wechseln wir. Wir konnten als Außenseiter nur gewinnen.“ Er habe seine Männer nicht besonders motivieren müssen: „Wer Fußballer ist, will gewinnen. Schon mit dem Viertelfinaleinzug sind wir nächstes Jahr im Niederrheinpokal vertreten. Alles, was jetzt kommt, ist das Zubrot.“