Zehn Sekunden vor Schluss lief ein Spieler des VfB Lohberg, beim Stande von 4:4, alleine auf das Tor der Bulls zu. Dann wurde er zum Entsetzen von Lohberg-Coach Thomas Grefen gefoult. "Er wurde von hinten brutal umgegrätscht. Eigentlich hätte es Strafstoß und eine klare Rote Karte geben müssen", erzählt Grefen.
Doch es kam anders: Es gab eine Rudelbildung und die Reservespieler der beiden Teams stürmten auf das Spielfeld. Für Mitveranstalter und Mitglied des Stadtsportverbandes Ludwig Lechner war bis hierhin noch alles im Rahmen: "Es war eine normale Rangelei." Doch dann schlugen zwei Spieler zu - einer aus jeder Mannschaft - und die Situation war innerhalb von Sekunden kaum noch zu überblicken. Mehrere Zuschauer stürmten das Spielfeld. Laut Lechner waren zwischenzeitlich 30-40 Leute auf dem Parkett.
Manche haben sicherlich Schlimmeres verhindert
Thomas Grefen über die Zuschauer
Lohberg-Coach Grefen war geschockt: "Das war wirklich grenzwertig. Es ist überall das Gleiche, wenn ich die Berichte aus Essen oder von anderen Turnieren lese. Anscheinend können die Leute den Sport nicht mehr mit Leidenschaft ausüben, ohne Grenzen zu überschreiten." Auch die Zugehörigkeit der Zuschauer war für ihn nicht mehr zu identifizieren: "Einige haben drauf geschlagen und einige haben deeskaliert. Manche haben sicherlich Schlimmeres verhindert. Mit unserem beschuldigten Spieler habe ich noch nicht gesprochen, da er sofort der Halle verwiesen wurde."
Ein Zuschauer fiel besonders auf, da er auf einen am Boden liegenden Spieler von den Bulls eingetreten haben soll. Dieser hat die Halle aber danach fluchtartig verlassen und wurde nicht mehr wiedergesehen. Lechner ist ihm aber schon auf der Spur: "Wir wissen bereits, dass er aus Möllen kommt. Mehr aber auch nicht." Generell spielt er die Szene aber herunter: "Es war ein Ausrutscher. Ich bin schon so lange dabei und habe auch in der Halle schon schlimmere Dinge erlebt. Auch draußen passieren viel härtere Sachen."
Weil die Mannschaften, die das nächste Spiel bestreiten sollten - TV Jahn Hiesfeld und SC Wacker Dinslaken - nicht antreten wollten, musste er sich dennoch mit seinen Kollegen besprechen. Daraufhin konnten sie die beiden Teams überreden, das Turnier fortzusetzen: "Wir waren uns einig, dass wir die Veranstaltung nicht wegen zwei Spielern, die sich nicht benehmen können, abbrechen wollten." Diese beiden waren zu diesem Zeitpunkt ohnehin bereits der Halle verwiesen worden. Der Vorfall wurde im Spielbericht vermerkt.
Die Situation hatte sich nach den Vorfällen schnell wieder beruhigt, beide Seiten gaben sich laut Grefen die Hand und somit konnte das Turnier fortgesetzt werden. Den Strafstoß für Lohberg gab es nicht mehr und das Spiel wurde Unentschieden bewertet. Er wird die Vorkommnisse aber nicht so schnell vergessen und sie machen ihn nachdenklich: "Wir sollten tatsächlich überlegen, ob wir noch an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Die Gefahr ist immer da, dass man für die Meisterschaft Spieler verliert, wegen so einer Gaudi-Veranstaltung. Die Spieler müssen viel besser geschützt werden. Es hat keine einzige Rote oder Gelbe Karte wegen Fouls gegeben, obwohl sehr viel gegrätscht wurde. Es fehlt die Verhältnismäßigkeit, denn als ich als Torwart 20 Zentimeter außerhalb des Strafraums den Ball an die Hand bekommen habe, habe ich dafür Rot gesehen. Aber jetzt haben wir ein Jahr Zeit um nachzudenken, ob wir im nächsten Jahr dabei sind."