Ausgerechnet zum 100-jähriges Jubiläum hat der FC Sevilla den größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert. Der Tabellenfünfte der spanischen Primera Division triumphierte im UEFA-Pokal-Endspiel in Eindhoven mit 4:0 (1:0) gegen den FC Middlesbrough und gewann 60 Jahre nach der einzigen Meisterschaft erstmals einen internationalen Titel.
Die Andalusier, die im Halbfinale den Bundesliga-Vierten Schalke 04 ausgeschaltet hatten (0:0 und 1:0), verdarben damit Englands künftigem Nationaltrainer Steve McClaren den Abschied von "Boro". Dem 45-Jährigen, der nach der WM in Deutschland Sven-Göran Eriksson ablösen wird, blieb nach fünf Jahren beim nordenglischen Provinzklub der erste große Erfolg verwehrt.
Der Brasilianer Luis Fabiano versetzte die 12.000 Andalusier im Philips-Stadion und Hunderttausende daheim mit seinem Kopfballtor in der 27. Minute schon in einen Freudentaumel, ehe ein "Doppelschlag" durch den Italiener Enzo Maresca (78. und 84.) alle Zweifel an Sevillas Erfolg beseitigte und der eingewechselte Frederic Kanoute (89.) für den Endstand sorgte.
Der Bezwinger von Schalke und Mainz 05, der den UEFA-Cup zum vierten Mal nach Spanien holte, hatte 58 Jahre lang auf einen Titel warten müssen: 1948 hatte der Traditionsklub den letzten von drei spanischen Pokalsiegen gefeiert.
Keine Probleme für Referee Fandel
Keine Probleme in seinem ersten Europacup-Finale hatte Schiedsrichter Herbert Fandel. Der Pianist aus Kyllburg, der bereits vor anderthalb Wochen das DFB-Pokal-Endspiel zwischen Bayern München und Eintracht Frankfurt gepfiffen hatte, musste erst in der 53. Minute die erste Gelbe Karte zücken. In der einzig kniffligen Szene entschied sich Fandel nach einer Attacke von Javi Navarro gegen Mark Viduka gegen einen Strafstoß für die Briten.
Vor 31.000 Zuschauern im ganz in Rot getauchten Stadion des PSV Eindhoven wurden die Südeuropäer ihrer Favoritenrolle von Beginn an gerecht. Mit einem riesigen Transparent mit der Aufschrift "Wir sind die Größten" von ihren Fans empfangen, dominierten sie zunächst die Partie. Technisch versiert und ballsicher kontrollierten die Spanier das Geschehen, während Middlesbrough auf Konter wartete.
Den ersten Warnschuss für Sevilla gab der Brasilianer Daniel Alves, Bruder des Ex-Berliners Alex Alves, bereits in der vierten Minute ab. Der frühere Bundesliga-Profi Mark Schwarzer im Tor der Engländer musste erstmals vier Minuten später eingreifen: Nach einer Hereingabe von Adriano schlug "Boro"-Abwehrspieler Chris Riggott den Ball aufs eigene Tor, doch der Australier rettete.
Schwarzer bei Fabiano-Tor machtlos
Die Dominanz der spielstarken Spanier wurde mit zunehmender Spielzeit immer deutlicher. Einen 18-Meter-Schuss von Luis Fabiano konnte Schwarzer noch abwehren (25.). Doch beim Kopfball des brasilianischen Stürmers zwei Minuten später war der Ex-Kaiserslauterer und Ex-Dresdner machtlos: Nach einer Flanke des überragenden Alves traf Fabiano per Kopf den Innenpfosten, von wo der Ball ins Netz sprang.
Der Tabellen-14. der englischen Premier League beschränkte sich zunächst angesichts der spielerischen Überlegenheit der Spanier auf die Defensive. Gefährlich wurde es für Sevillas Abwehr nur, wenn Fabio Rochemback den Fuß im Spiel hatte. So scheiterte der Brasilianer in der sechsten Minute mit einem 20-Meter-Freistoß an Schlussmann Palop.
Maresca bricht den englischen Willen
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild. McClarens Team wurde immer mutiger, auch weil Massimo Maccarone, der in den beiden Runden zuvor mit "Last-Minute-Toren" den Finaleinzug erst möglich gemacht hatte, eingewechselt worden war. Sevilla, nun mit Frederic Kanoute für den enttäuschenden Argentinier Javier Saviola, beschränkte sich auf Konter. Die größte Chance zum Ausgleich hatte Viduka. Der Australier scheiterte aus kurzer Distanz aber an Palop (52.). Nach Marescas Treffern jedoch war der Willen der Briten endgültig gebrochen.
Die Farbe Rot dominierte in Eindhoven. Die 12.000 Fans des FC Sevilla waren ebenso in dieser Couleur gekleidet wie die englischen Anhänger. Schon vor dem Spiel hatten die rund 25.000 Fans aus Spanien und England die niederländische Stadt ganz in Rot getaucht, während der Partie sorgten sie für eine stimmungsvolle Kulisse.