Das ehrenvolle Amt als Trainer der englischen Nationalmannschaft vor Augen, will Steve McClaren bei seinem letzten Einsatz als Manager des FC Middlesbrough einen gebührenden Ausstand geben. Dazu soll im UEFA-Cup-Finale in Eindhoven heute (20.45 Uhr/ live im ZDF) gegen den FC Sevilla ein Sieg her: "Wir werden alles unternehmen, damit wir meine Zeit als Boro-Manager mit ein bisschen Ruhm beenden", sagte Englands künftiger Nationaltrainer. "Das wäre das perfekte Ende für mich und eine wunderbare Basis für die Zukunft des Klubs."
Der 45-Jährige, der am vergangenen Donnerstag zum Nachfolger von Sven-Göran Eriksson berufen wurde, kann sich mit einem Sieg im Philips-Stadion förmlich unsterblich machen. Für den Provinzklub aus Englands Norden wäre der UEFA-Cup nicht nur der erste internationale Titel, sondern auch die erste wichtige Trophäe in der Vereinsvitrine. Bislang hat "Boro" lediglich 2004 den Ligapokal gewonnen. "Das ist ein historisches Spiel für uns. Es wäre ein traumhafter Abschied", sagte McClaren.
McClaren brachte den Erfolg nach Middlesbrough
Der "Boro"-Coach, der bei der WM in Deutschland noch Co-Trainer von Eriksson ist, hinterlässt nicht nur wegen des ersten - und möglicherweise zweiten - Titelgewinns in der 130-jährigen Geschichte des Klubs Spuren. In seinen fünf Jahren in Middlesbrough hat er die "graue Maus" nicht nur zweimal in den Europapokal geführt, sondern auch zu einer Talentschmiede gemacht. Stewart Downing etwa, der überraschend im englischen WM-Kader steht, oder Stuart Parnaby, Lee Cattermole und James Morrison sind unter McClaren Stammspieler geworden.
Auch für den Gegner FC Sevilla ist das Finale vor 31.300 Zuschauern in Eindhoven, das der Bundesliga-Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) leitet, eine neue Erfahrung. International war der Bezwinger von Mainz 05 und Schalke 04 zuvor nie über das Viertelfinale hinausgekommen. 1958 hatte der damalige spanische Vizemeister die Runde der letzten Acht im Landesmeisterpokal erreicht und schied durch ein 0:8 bei Real Madrid aus.
Letzte Endspielteilnahme 1962
Die letzte Endspielteilnahme liegt 44 Jahre zurück: 1962 verlor Sevilla das spanische Pokalfinale 1:2 gegen die "Königlichen". Der letzte Titelgewinn ist gar 58 Jahre her: Mit 4:1 gegen Celta Vigo gewannen die Andalusier 1948 zum dritten und letzten Mal die Copa del Rey, ihre einzige Meisterschaft datiert gar von 1946.
In Eindhoven soll das lange Warten ein Ende haben. "Ein europäischer Titel im Jahre unseres 100. Bestehens wäre das Allergrößte", sagte Trainer Juande Ramos. Und Stürmerstar Javier Saviola ergänzte: "Die Mannschaft ist sehr zuversichtlich. Nach all dem, was wir investiert haben, um das Finale zu erreichen, wäre der Cup-Gewinn die gerechte Belohnung."
Für den 24-Jährigen ist das Endspiel von Eindhoven die letzte Chance, noch einmal WM-Werbung in eigener Sache zu machen. Denn "El Conejo", das Kaninchen, will unbedingt noch in den argentinischen Kader, den Nationaltrainer Jose Pekerman am kommenden Montag nominieren wird. Mit acht Toren im UEFA-Cup hatte die Leihgabe des FC Barcelona maßgeblichen Anteil am Finaleinzug des spanischen Tabellenfünften.
Neben Saviola könnte wieder Frederic Kanoute stürmen. Der Angreifer aus Mali, der im Halbfinalrückspiel gegen Schalke wegen einer Oberschenkelverletzung fehlte, ist fit und als ehemaliger England-Profi von Tottenham Hotspur und West Ham United gegen "Boro" besonders motiviert. Ramos ließ indes noch offen, ob der 28-Jährige von Beginn an spielen wird.
Die Engländer bangen dagegen noch um den Einsatz von Torhüter Mark Schwarzer. Der Australier ist nach einer Fraktur des Wangenknochens wieder im Training, müsste aber wahrscheinlich mit einer Maske spielen.