Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte Spaniens Marc Cucurella im EM-Halbfinale gegen Frankreich erstmals den Ball. Kaum, dass der Linksverteidiger die Kugel berührte, wurde es auch schon laut im Münchener Stadion. Ein gellendes Pfeifkonzert schlug dem 25-Jährigen entgegen. Hintergrund: das Deutschland-Spiel vom vergangenen Freitag.
Der englische Referee Anthony Taylor hatte in der 106. Minute beim Stand von 1:1 weiterspielen lassen, als Jamal Musiala den Ball an die Hand des im eigenen Strafraum stehenden Cucurella geschossen hatte. Auch der VAR blieb stumm, Taylor schaute sich die Szene nicht noch einmal auf dem Monitor an. Diese Entscheidung löste eine erbitterte Debatte aus - unter Experten, Spielern und Fans.
„Ich verstehe, dass es sich um eine etwas zweifelhafte Aktion handelt“, sagte Cucurella im Nachgang: „Aber ich denke, wenn Deutschland gewonnen hätte, hätte man nicht darüber gesprochen.“
Der 25-Jährige des FC Chelsea verwies zudem auf weitere strittige Entscheidungen des Schiedsrichters. „Wir hätten uns auch darüber beschweren können, dass er Toni Kroos nicht vom Platz gestellt hat“, sagte Cucurella mit Blick auf mehrere gelbwürdige Fouls des deutschen Mittelfeldstars in der Anfangsphase des Spiels, die nicht mit Karten geahndet wurden. „Am Ende haben wir gewonnen, und das ist das Wichtigste.“
An diesem Dienstagabend hatten sich offenbar noch einige Deutschland-Fans mit Tickets eingedeckt - in der Hoffnung, das Team von Julian Nagelsmann zu sehen. Die spanischen Fans reagierten auf die Pfiffe prompt mit Anfeuerungsrufen für ihren Linksverteidiger, hinter dem Leverkusens Alejandro Grimaldo nur die Bank bleibt.
Eine kleine Genugtuung dürften die deutschen Fans dann aber nach acht Minuten verspürt haben. Nicht nur, weil sie jeden Ballverlust Cucurellas höhnisch bejubelten. Nach einer Flanke von Kylian Mbappé verlor der Spanier Randal Kolo Muani aus den Augen. Der Franzose nickte zur frühen Führung für sein Land ein.