Am Dienstag (18. Juni, 18 Uhr) beginnt mit dem Spiel in Dortmund gegen Georgien auch für die Türkei die Europameisterschaft.
Für die mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland mit türkischen Wurzeln ist diese Euro 2024 auch ein ganz besonderes Turnier. Auf dem Schwarzmarkt werden für Tickets für die Vorrundenspiele bis zu 800 Euro pro Karte aufgerufen - und bezahlt.
Entsprechend groß ist der Druck, der auf der "Milli Takim" lastet. Der gebürtige Gelsenkirchener Hamit Altintop hat im Quartier der Türken in Barsinghausen dem türkischen Nachrichtensender "DHA" nun ein bemerkenswertes Interview gegeben.
Darin warnt der ehemalige Schalker davor, den Mix aus Erwartungshaltung, Euphorie und Stolz zu überdrehen. Fußball sei immer noch ein Spiel. "Ich akzeptiere diesen Druck im Fußball nicht", sagte Altintop, der inzwischen in Istanbul lebt und als Vorstandsmitglied des türkischen Fuballverbandes TFF in offizieller Mission in Deutschland ist. Fußball sei immer noch ein Spiel. "Fußball gehört zum Unterhaltungssektor", sagte Altintop. "Das sollten wir nicht vergessen. Es gibt keinen Grund, ihn in ein Schlachtfeld zu verwandeln."
Wir können Geschichte schreiben. Wir haben das Potenzial dazu
Hamit Altintop
Natürlich wolle man die Spiele gewinnen und gut abschneiden, aber man habe eine junge Mannschaft, und es komme immer auch auf das wie an. "Auch wenn es am Ende kein gutes Ergebnis gibt, kann man mit der richtigen Perspektive und Herangehensweise immer gewinnen. Es liegt auch in unserer Verantwortung, dies in etwas Positives zu verwandeln." Es sei auch wichtig, wie der türkische Fußball international angesehen sei.
Vielleicht hatte Altintop auch noch die Szenen im Hinterkopf, die er selbst als Spieler nach einer verpassten Qualifikation zur Europameisterschaft 2006 gegen die Schweiz erlebt hatte, als die Schweizer nach dem Spiel von Zuschauern und Ersatzspielern angegangen wurden.
Trotz einiger Verletzungen traut er seinem Team aber eine gute Rolle bei dieser Europameisterschaft zu. "Wir können Geschichte schreiben. Wir haben das Potenzial dazu", glaubt Altintop. Das erste Spiel gegen Georgien sei dabei schon so etwas wie das Schlüsselspiel.