Es sind die letzten Informationen, die von Bastian Schweinsteiger zu erfahren waren. Sie stammen von seiner eigenen Homepage und sind eine Woche alt. Wie es dem 23-Jährigen in diesen Tagen aber wirklich geht, weiß niemand so recht. Der ehemalige Sonnyboy des deutschen Fußballs gibt sich derzeit äußerst verschlossen. Dabei gäbe es für Schweinsteiger genug Redebedarf. Der Mittelfeldspieler von Bayern München musste sich im ersten EM-Gruppenspiel gegen Polen (2:0) lange mit einem Platz auf der Ersatzbank zufrieden geben. Auch am Donnerstag (18.00 Uhr/live im ZDF) in Klagenfurt gegen Kroatien droht ihm das gleiche Schicksal.
Auch wenn er darüber momentan nicht sprechen will - nach dem Polen-Spiel eilte er wortlos durch die Mixed Zone, ansonsten lehnt er alle Interview-Anfragen strikt ab - ist dem gebürtigen Bayern der Frust über seine Reservistenrolle anzumerken. Als seine Kollegen vor dem Training am Dienstag auf dem Platz herumalberten, stand "Schweini" am Rande und unterhielt sich mit dem Team-Psychologen Hans-Dieter Hermann. Es war sicherlich nur Zufall, passte aber irgendwie ins aktuelle Bild. Längst sind die Zeiten des Sommermärchens 2006 vorbei, als Schweinsteiger einer der Protagonisten war. Auch beim FC Bayern hat der technisch beschlagene Mittelfeldspieler seine liebe Müh und Not, sich neben einem Franck Ribery zu positionieren. Zwar brachte er es in der vergangenen Saison auf 30 Saisoneinsätze (neunmal ein-, zehnmal ausgewechselt, ein Tor) beim deutschen Meister, doch selten konnte er dabei voll überzeugen. Selbst Bayern-Manager Uli Hoeneß versagte Schweinsteiger zum Teil die Unterstützung und übte Kritik an der Einstellung des Jungstars.
Dass er gegen Polen nicht zur Startelf der deutschen Nationalelf gehörte, kam dennoch etwas überraschend. Bundestrainer Joachim Löw hatte zwar im Vorfeld moniert, dass Schweinsteiger noch nicht seine Topform erreicht hätte. Trotzdem war der Münchner in der DFB-Auswahl eigentlich immer gesetzt gewesen. Seit dem WM-Halbfinale am 4. Juli 2006 (0:2 n.V. gegen Italien) war Schweinsteiger immer erste Wahl gewesen, spielte oft auch gut. Gegen Polen verdrängte ihn nun ausgerechnet sein Kumpel Lukas Podolski aus der Anfangsformation. Doch Löw will Schweinsteiger, der nach seiner Einwechslung gegen Polen immerhin das 2:0 mit vorbereitet hat, nicht fallen lassen. Er könne im Verlauf des Turniers noch "ganz wichtig für uns" werden, meinte der Bundestrainer, der außerdem feststellte, "dass Basti im Training wieder beweglicher, agiler und aktiver ist. Ihm gelingen wieder Aktionen."
Diese Leichtigkeit des Seins war dem 52-maligen Nationalspieler zuletzt oft abhanden gekommen. Schweinsteiger wirkte in seinen Dribblings gehemmt, er verlangsamte das Spiel eher, als dass er es wie von Löw gewünscht im "högschdem Tempo" antrieb. Nun soll und muss sein Spiel wieder Fahrt aufnehmen. Denn nicht nur in der Nationalmannschaft droht Schweinsteiger neue Gefahr. Beim FC Bayern wird schon über einen Transfer von Alexander Hleb spekuliert. Der Weißrusse würde im Mittelfeld des deutschen Rekordmeisters neben Ribery und Hamit Altintop ein neuer Konkurrent für "Schweini" sein.
Wohl auch deshalb zögert Schweinsteiger Gespräche über eine vorzeitige Vertragsverlängerung beim FC Bayern hinaus. Noch hat er einen Kontrakt bis 2009. Interessenten aus dem Ausland soll es auch schon geben. Die EM wäre eine ideale Bühne, um sich zu präsentieren. Im Moment aber noch nicht für Schweinsteiger. Als ob er es geahnt hätte, dass es für ihn nicht leicht werden würde, sagte der 23-Jährige vor einigen Wochen in einem Interview: "Ich bin schon einige Male hingefallen und wieder aufgestanden. Da bin ich mit mir im Reinen. Ich habe die Qualität, um weit zu kommen, egal, was die Presse schreibt."