Dennoch feierte Bernd Krauss seine größten sportlichen Erfolge in Österreich. Sieben Jahre stand er beim Traditionsklub Rapid Wien unter Vertrag, nahm in dieser Zeit zudem die Staatsbürgerschaft der Alpenrepublik an, so dass er dort zum 22-fachen Nationalspieler avancierte, u.a. bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien. Anschließend kehrte er immer wieder mal als Trainer nach Austria zurück. Zuletzt im zweiten Halbjahr 2007 zum ASK Schwadorf. Ein Zweitligist, genauso unterklassig schätzt der 51-Jährige die Chancen der Gastgeber bei der Heim-EM ein: „Die Zuschauer werden die Mannschaft sicherlich unterstützen, doch insgesamt werden die Österreicher nur eine untergeordnete Rolle spielen und in der Vorrunde ausscheiden.“
Österreich sei eben „keine Fußball-, sondern eine Skifahrer-Nation, das sieht man schon an den kleinen Stadien. Außerdem fehlen die großen Namen, wie Kurt Jara, Hans Krankl oder „Schneckerl“ Prohaska, die früher bei ihren jeweiligen Klubs in Deutschland oder Spanien Leistungsträger waren.“ Heute spielen die einheimischen Akteure selbst in der eigenen Liga nicht unbedingt die erste Geige: „Teilweise laufen die Mannschaften mit acht oder neun Legionären auf. Alexander Zickler, der bei den Bayern aussortiert wurde, schoss danach für Salzburg zwei Jahre hintereinander die meisten Tore.“
Auf der anderen Seite verfügt das Nachbarland über eine gute Nachwuchsarbeit: „Von der U-17- bis hin zur U21-Nationalmannschaft läuft alles hervorragend. Bei internationalen Turnieren spielen diese Teams eine gute Rolle. Danach ist alles wie abgeschnitten. Warum, das weiß wohl niemand, ich selbst habe mir darüber mehrfach den Kopf zerbrochen.“
Austrias Chef-Coach Josef Hickersberger wird es nicht anders gehen, zumal er, trotz der ausbleibenden Erfolge, konsequent auf die Jugend setzt: „Er lässt sich in dieser Hinsicht nicht verbiegen, aber gerade bei so einem großen Turnier sollten die besten Spieler nominiert werden, unabhängig vom Alter“, meint Krauss.