Im Fall Hoyzer melden sich nun die beschuldigten Hertha-Profis zu Wort. Die Spieler Nando Rafael, Alexander Madlung und Josip Simunic haben sämtliche Beteiligung am Manipulations-Skandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer bestritten. Darüber hinaus holten die drei sogar zum Gegenschlag aus. Das Trio erklärte an Eides statt, dass es nicht in die Manipulationen verwickelt sei, und will seinerseits prüfen, inwieweit juristische Schritte unternommen werden können.
"Wir sehen uns gezwungen klarzustellen, dass keiner unserer Spieler mit dieser Angelegenheit in Zusammenhang zu bringen ist. Alle drei Spieler haben eidesstattlich erklärt, dass sie mit der Sache nichts zu tun haben. Nach solch einer Erklärung sind wir felsenfest davon überzeugt, dass die Spieler unschuldig sind", sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß auf einer Pressekonferenz.
Cafe-Besitzer stellte Trio unter Verdacht
Nach Worten von Hoeneß sollen sich Simunic und Madlung in der Vergangenheit "sporadisch" im "Cafe King" aufgehalten haben. Nando Rafael habe sich an Besuche des Lokals überhaupt nicht erinnern können. In einem Bericht des Nachrichten-Magazins Focus hatte der festgenommene Cafe-Besitzer Milan S. behauptet, das Trio gehöre zu den Gästen des Lokals.
Hoeneß zeigte sich überrascht, dass vor dem wichtigen Bundesliga-Spiel am Sonntag (17.30 Uhr/live bei Premiere) zwischen Hertha BSC Berlin und Bayern München so ein Zusammenhang hergestellt wurde. Trotz der Verdächtigungen werde sich kein Hertha-Spieler vom Spiel gegen die Bayern freistellen lassen.
Horst Hilpert, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, wies auf laufende Ermittlungen hin. "Der Kontrollausschuss macht derzeit aus ermittlungstechnischen Gründen keine weiteren Aussagen, wird aber selbstverständlich wie schon in den vergangenen Tagen auch alle Vorwürfe überprüfen, um die Angelegenheit lückenlos aufzuklären. Basis der Ermittlungen sind konkrete Beweismittel, insbesondere Zeugenaussagen", sagte Hilpert am Samstag auf sid-Anfrage.
Focus wies in seinem Bericht darauf hin, dass das Trio am 22. September 2004 im Spiel der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals bei Eintracht Braunschweig beteiligt war. Die Partie endete überraschend 3:2 für Braunschweig. Den entscheidenden Treffer für den Regionalligisten erzielte Abwehrspieler Madlung in der 80. Minute per Eigentor. Laut Bericht soll Ante S. durch dieses Spiel allein bei einem Buchmacher 90.000 Euro gewonnen haben.
DFB wartet auf Unterlagen im Fall Hoyzer
Der DFB ist bei Hoyzers Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft stets auf Ballhöhe. So liege nach Auskunft von Pressechef Harald Stenger inzwischen das Aktenzeichen vor. "Wir haben nun beantragt, dass wir die Unterlagen so schnell wie möglich erhalten", sagte Stenger dem sid. So lange dies nicht erfolgt sei, sind vom DFB logischerweise keine detaillierteren Information zu erhalten.
Der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger warnte in einem Premiere-Interview davor, die möglichen beteiligten Personen vorschnell zu verurteilen. "Ich halte nichts davon, durch Spekulationen Spieler und Schiedsrichter vorzeitig zu belasten, nur weil Kriminelle eine Aussage gemacht haben", so Zwanziger, der sich für eine Neuansetzung von manipulierten Meisterschaftsspielen in dieser Saison aussprach: "Die Spiele sind illegal. Die sportliche Gerechtigkeit sollte wiederhergestellt werden, solange nicht andere Vereine Schaden dadurch nehmen. Das ist im DFB-Pokal problematisch."
Zu den Gästen des von Milan S. betriebenen Lokals "Cafe King" sollen laut Focus auch die Berliner Schiedsrichter Manuel Gräfe und Dominik Marks gezählt haben, die ebenfalls in der zweiten Pokalrunde gepfiffen hatten. Gräfe leitete das Spiel Eintracht Frankfurt gegen Greuther Fürth (4:2 n.V.), Marks pfiff das 2:1 der Bayern-Amateure gegen Zweitligist Alemannia Aachen.
Hoyzer war als Unparteiischer bei der Partie Nürnberg gegen Ahlen aktiv, die der Zweitligist 3:2 gewann. Hoyzer soll vor dem Anschlusstreffer der Gäste ein aktives Stürmerfoul übersehen haben. Mit dem richtigen Kombinationstipp auf die vier Ergebnisse sei ein großer Gewinn zu erzielen gewesen, heißt es in der Meldung.