Für Karlheinz Pflipsen wird das DFB-Pokal-Halbfinale eine Reise in die eigene Vergangenheit. An mehreren Höhe- und Tiefpunkten in der Vereinsgeschichte von Borussia Mönchengladbach hat Pflipsen selbst mitgeschrieben - am Mittwochabend spielte der 33-Jährige "erstmals seit der C-Jugend" gegen seinen Heim- und Lieblingsklub. Mit dem Zweitligisten Alemannia Aachen kämpfte der Mittelfeldspieler gegen die klassenhöheren Borussen um den Einzug ins DFB-Pokal-Finale am 29. Mai und Berlin.
Pflipsen ist für Aachen "unverzichtbar"
In Mönchengladbach ist Pflipsen geboren, seit seinem Amtsantritt 2001 im 60km entfernten Aachen wohnt er wieder dort. Bei der Alemannia erlebt er laut Trainer Jörg Berger "den zweiten Frühling" und ist "unverzichtbar", für die Borussen bestritt er 197 Bundesliga-Spiele mit 37 Toren, wurde Nationalspieler, Pokalsieger und spielte im UEFA-Cup, stieg aber 1999 auch erstmals in der Vereinsgeschichte aus der Bundesliga ab.
"Ich habe noch einige Kontakte zu Leuten aus dem Klub, habe immer ein offenes Ohr und bekomme viel mit, was dort passiert", erzählt Pflipsen, der mit der Alemannia zudem vom Bundesliga-Aufstieg träumen darf: "Als das Los gezogen wurde, war es im ersten Moment ein komisches Gefühl. Aber für mich stand eindeutig die Bedeutung dieser Partie im Vordergrund. Schließlich ging es um den Einzug ins Pokalendspiel."
Fach und Pflipsen waren 1992 die tragischen Figuren
Dort stand Pflipsen mit den Borussen gleich zweimal. Und während er 1995 durch das 3:0 gegen den VfL Wolfsburg gemeinsam mit seinem heutigen Aachener Klubkollegen Bachirou Salou den größten Erfolg seiner Karriere feierte, war er 1992 ausgerechnet neben dem heutigen Borussen-Coach Holger Fach die tragische Figur. "Wir waren gegen den Zweitligisten Hannover der große Favorit, doch ausgerechnet Holger und ich haben im Elfmeterschießen versemmelt", erinnert sich Pflipsen mit Grausen.
Kontakt mit Fach gab es vor dem Spiel keinen, das Verhältnis der beiden ist dennoch gut. "2001 nach meiner Zeit bei Panathinaikos Athen hat er als damaliger Amateur-Coach dafür gesorgt, dass ich mich bei seinem Team fithalten konnte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar", beteuert der Aachener Kapitän, der sein einziges Länderspiel 1993 gegen die USA bestritt.
Urlaubsgeld-Klage war "ein Fehler"
Vorbehalte gibt es am Bökelberg nicht mehr gegen den Techniker, der die Borussia im Februar 1997 auf die Zahlung von 85. 000 Mark Urlaubsgeld verklagt hatte. "Wenn ich dort bin, fühle ich mich immer sehr wohl und werde herzlich empfangen", erklärt "Kalla", der seinen Ex-Klub am Sonntag bei dessen 0:1-Niederlage in Bochum unter die Lupe nahm: "Die Urlaubsgeld-Geschichte war ein Fehler von mir, den ich oft eingestanden habe. Ich habe das Geld auch nie gesehen, sondern direkt gespendet. Für mich war die Sache damit erledigt."
Karriere-Ende für Pflipsen noch kein Thema
Mit dem Karriere-Ende beschäftigt er sich trotz seines im Sommer auslaufenden Vertrags noch nicht: "Die Alemannia hat mir signalisiert, dass sie mich halten will, und es hat auch bereits ein erstes Gespräch gegeben. Ich kann mir durchaus vorstellen, noch einmal für ein oder zwei Jahre hier zu verlängern."
Auch nach der Karriere will er weiterhin dem Fußball verbunden bleiben: "Aber ich bin auf keinen Verein spezialisiert. In Aachen wird seit drei Jahren kontinuierliche Aufbauarbeit geleistet. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja da irgendeine Möglichkeit, mich einzubringen."