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Im Interview: Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader
"Man muss sich schon manchmal kneifen"

Im Interview: Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader
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Der 1. FC Nürnberg kann am Samstag einer erfolgreichen Saison die Krone aufsetzen. Die Franken stehen im DFB-Pokalfinale und haben den ersten Titelgewinn seit 39 Jahren vor Augen. Sportdirektor Martin Bader äußert sich im Interview zur Erfolgsstory des UEFA-Pokal-Teilnehmers und den Zukunftsperspektiven.

"Martin Bader, Sie müssen seit Wochen über die positive Entwicklung des 1. FC Nürnberg reden. Schon genervt?" Martin Bader: "Das ist doch ein positiver Stress, das ist herrlich, und das genießen wir auch. Vor drei Jahren waren wir noch in der zweiten Liga, jetzt haben wir das Pokal-Finale und den UEFA-Cup erreicht. Da muss man sich schon manchmal kneifen."

"Haben Sie mit so einer Entwicklung gerechnet?"

Bader: "Das war realistisch nicht zu planen. Es ist aber schön, dass sich unsere Hartnäckigkeit und unser Ehrgeiz ausgezahlt haben."

"Wo führt der Weg des 1. FCN hin?"

Einer der Nürnberger Erfolgsgaranten: Robert Vittek (r.). (Fotos: firo)

Bader: "Wir haben sicherlich Visionen, aber wir werden jetzt nicht anfangen zu spinnen. Wir werden nicht von Champions League oder deutscher Meisterschaft sprechen." "Kann der Verein der gewachsenen Erwartungshaltung gerecht werden?"

Bader: "Wir sind uns bewusst, dass unsere tolle Saison eine gewisse Erwartungshaltung schürt, aber wir und auch unsere Fans sind keine Träumer. Es wird im nächsten Jahr sicher sehr schwer, den Erwartungen gerecht zu werden. Wir haben immerhin die drittbeste Platzierung unserer Bundesliga-Geschichte geschafft."

"Wie sehen die Ziele für die neue Saison aus?"

Bader: "Wir wollen zu einem Kreis von fünf, sechs Mannschaften gehören, die die Chance haben, um einen Platz im internationalen Geschäft mitzuspielen. Wir wollen uns in der Bundesliga weiter etablieren, werden aber immer auch die unteren Ränge im Blick haben. Es gibt für den 1. FC Nürnberg kein natürliches Recht auf erste Liga. Deshalb müssen wir demütig bleiben."

"Inwiefern erleichtern die Erfolge Ihre Arbeit?"

Bader: "Durch die erzielten Mehreinnahmen haben wir es geschafft, schuldenfrei zu sein. Wir haben innerhalb von drei Jahren weit über zehn Millionen Euro abtragen können. Auch in den Gesprächen mit Spielern und Sponsoren war der Verlauf dieser Saison sicher kein Nachteil."

"Werden Sie den soliden Kurs fortsetzen?"

Bader: "Sicher wäre es reizvoll, auch mal Spieler zu holen, wo man sagt: wow. Zumal unsere Arbeit auch an den sportlichen Ergebnissen gemessen wird. Aber wir haben auch eine finanzielle Verantwortung. Und deshalb werden wir nicht im Vorgriff auf irgendetwas verrückte Dinge machen."

Spielt nächste Saison in Nürnberg: "Zwetschge" Misimovic.

"Das heißt auch, dass die personellen Planungen für die neue Saison weitgehend abgeschlossen sind?"

Bader: "Wir werden noch einen Mittelstürmer verpflichten, der wohl aus dem Ausland kommen wird. Dann haben wir insgesamt sieben Spieler verpflichtet, das muss reichen."

"Ist der Verein so aufgestellt, um auch in den kommenden Jahren eine gute Rolle im deutschen Fußball spielen zu können?"

Bader: "Wir wollen mittelfristig noch bessere Voraussetzungen schaffen. Projekte wie der Um- und Ausbau des Profitrakts, ein Jugendinternat oder eine neue Geschäftsstelle stehen an. Da sind einige Vereine weiter als wir. Aber das ist auch der Ansporn und der Reiz, dass es beim 1. FC Nürnberg noch viele Möglichkeiten gibt, Strukturen verändern oder korrigieren zu können."

"Haben Sie sich schon einmal ausgemalt, was am Sonntag nach der Rückkehr aus Berlin passieren würde, wenn der ´Club´ erstmals seit 1962 wieder Pokalsieger würde?"

Bader: "Das kann man sich, glaube ich, nicht ausmalen. In Stuttgart hätte auch keiner davon geträumt, dass sie nach der deutschen Meisterschaft vier Stunden für fünf Kilometer brauchen. Wir werden auf jeden Fall einen tollen und rauschenden Empfang erleben, egal wie das Spiel ausgeht. Die Fans haben ein feines Gespür dafür, was wir in diesem Jahr erreicht haben. Seit eineinhalb Jahren kann jeder "Club"-Fan wieder stolz in die Arbeit gehen und seinen Vereins-Wimpel offen aufhängen."

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