Timo Werner saß entspannt in der Trainingsjacke auf der Ersatzbank und unterhielt sich angeregt mit David Raum, als RB Leipzig das Achtelfinal-Ticket längst nicht mehr zu nehmen war. Angst um seine WM-Teilnahme war vom Gesicht des Nationalstürmers nicht abzulesen. Und doch sorgte die frühe Auswechslung Werners beim 4:0 (1:0) im Gruppenfinale gegen Schachtar Donezk für Aufregung.
„Er ist verletzt, aber ich glaube, dass es nicht so schlimm ist“, sagte Werners Mitspieler Christopher Nkunku. Nach nur 19 Minuten hatte der 26-Jährige nach einem Foul raus gemusst. Wie RB noch während des Spiels mitteilte, sei Werner mit Schmerzen nach einem Schlag auf das Sprunggelenk ausgewechselt worden. In Leipzig sollen weitere Untersuchungen folgen. Drei Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft in Katar (20. November bis 18. Dezember) wäre eine ernsthafte Verletzung fatal.
Feiern konnte RB jedoch trotzdem. Nkunku (10.), Andre Silva (50.), Dominik Szoboszlai (62.) und Dani Olmo (68.) schossen überlegene Leipziger in Warschau, wo Donezk wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine seine Heimspiele austrägt, in die nächste Runde.
„Es ist sehr schön. Wir haben uns das hart erarbeitet. Jetzt sind wir im Achtelfinale“, sagte Emil Forsberg bei DAZN: „Wir waren das ganze Spiel sehr stabil. Das fühlt sich natürlich gut an: 4:0 und Achtelfinale.“
RB, das nun seit zehn Pflichtspielen ungeschlagen ist, beendete die Gruppe F mit zwölf Punkten als Zweiter vor Donezk (sechs Zähler), nachdem der Saisonstart noch völlig missglückt war. Nach der 1:4-Pleite gegen Schachtar zum Start hatte Trainer Domenico Tedesco gehen müssen.
Nach zuvor drei Siegen in Folge hätte RB beim Rückspiel gar ein Punkt genügt. Doch damit wollte sich Tedescos Nachfolger Marco Rose nicht abfinden. „Wir spielen auf Sieg. Es war noch nie schlau, auf ein Unentschieden zu gehen“, hatte er vor der Partie gesagt.
Nach verhaltenen Anfangsminuten wurde RB, das vorne auf Silva, Werner, Nkunku und Szoboszlai setzte, prompt gefährlich. Aus spitzem Winkel scheiterte Werner (8.) nach Hacken-Vorlage von Nkunku zunächst an Donezks Torwart Anatolij Trubin.
Doch zwei Minuten später war der Schlussmann chancenlos. Tief in der eigenen Hälfte verlor Schachtar aufgrund des aggressiven Leipziger Pressings den Ball - und RB schaltete blitzschnell um. Erst legte Nkunku für Werner auf, der aus ähnlicher Position wie zuvor erneut Trubin anschoss. Den Abpraller schob Nkunku über die Linie und feierte das Tor kurios, indem er einen roten Ballon aufblies und in die Luft streckte.
Kurz danach der Schreckmoment: Nach einem Foul von Taras Stepanenko (13.) hielt sich der bis dahin so aktive Werner mit schmerzerfülltem Blick den linken Knöchel und musste einige Minuten danach durch Forsberg ersetzt werden. Davon ließen sich Werners Teamkollegen nicht beirren. Auch nach der Pause erspielte sich RB seine Möglichkeiten. Etwas glücklich stocherte Silva ein Kopfball-Zuspiel im Getümmel am zweiten Pfosten ins Tor. Danach hätte das Rose-Team schon die Partie schon früher entscheiden können, ehe Szoboszlai und der eingewechselte Olmo alles klar machten.